Die ersten Tage im neuen Zuhause…
Inhalt
- 1 Was solltest du beachten?
- 2 Wie ist das eigentlich für einen Welpen zu seiner neuen Familie zu ziehen?
- 3 Schritt 1: Ankommen lassen
- 4 Schritt 2: Ruheort etablieren
- 5 Schritt 3: Fütterung
- 6 Schritt 4: Klo ist draußen
- 7 Schritt 5: Nacht vorbereiten
- 8 Schritt 1: Gelerntes festigen
- 9 Schritt 2: Namen lernen
- 10 Schritt 3: Spielen
- 11 Schritt 4: Streicheln
- 12 Schritt 5: Grenzen setzen
- 13 Schritt 1: Körperstellen berühren
- 14 Schritt 2: Kämmen üben
- 15 Toi, toi, toi
Was solltest du beachten?
Dein lang ersehntes neues Familienmitglied ist nun endlich bei dir Zuhause eingezogen und natürlich möchtest du ihm nun die Welt zeigen und mit ihm oder ihr gemeinsam Abenteuer erleben. Damit eurer gemeinsames Abenteuer möglichst komplikationslos starten kann, solltest du ein paar erste Schritte beherzigen und befolgen, um deinem Welpen den Umzug zu erleichtern.
Wie ist das eigentlich für einen Welpen zu seiner neuen Familie zu ziehen?
Als Züchter habe ich schon oft beobachtet, dass die Welpen am Umzugstag sehr gestresst sind und mit jedem Welpen, der abgeholt wird, plötzlich immer ruhiger werden und sich manchmal sogar eher verstecken, weil sie offenbar die Aufbruchsstimmung spüren und sie nicht verstehen was jetzt mit ihnen passieren wird.
In aller Herrgottsfrühe wecke ich die Welpen, die mich meistens schon mit jeder Menge Hunger begrüßen, denn ich setze sie über die Nacht auf Diät, damit sie vor Aufregung auf der Fahrt nach Hause nicht erbrechen oder für kleine Königstiger müssen. Danach trage ich sie runter in den Keller (spätestens jetzt erinnert sich der ein oder andere, an die vorangegangen Duschen und fängt schon auf der Treppe an zu meckern). Aber jeglicher Protest hilft nichts, jeder von ihnen wird gewaschen und danach abgetrocknet und trocken geföhnt, während ich parallel ein Auge auf die im Keller spielenden Welpen werfe und noch den ein oder anderen Unfall beseitige. Während die Welpen noch Unfug treiben, trage ich einen nach dem anderen nach oben und setze ihn bereit zur Abholung in den bereits vorbereiteten Auslauf. Natürlich hat der Welpe immer noch Hunger und protestiert, weil er sich unwohl fühlt und noch leicht feucht ist und zudem noch in einem Auslauf eingesperrt ist. Die Minuten oder Stunden, je nachdem wie schnell ich bin, vergehen meist mit weiterem Geschrei und Protest, bis endlich die erste Familie zur Abholung bereit steht.
Die Welpen werden auf einmal von mehreren Familien bestaunt, gestreichelt und auf einmal nehme ich einen Welpen aus dem Auslauf, ziehe ihm seine Leine an, trage ihn zum Auto, knuddel ihn noch ein letztes Mal und setze ihn dann der neuen Familie auf den Schoss. Plötzlich ist es passiert: Der Welpe findet sich bei einer für ihn fremden Person wieder, in einem völlig fremden Auto, mit fremden Stimmen, Gerüchen und Geräuschen. Meistens wird dann erstmal das Handy gezückt, um den Moment des Erhalt des Welpen historisch festzuhalten und alle Sozial Media Freunden an seiner Freude teilhaben zu lassen. Das Auto geht an, es schaukelt und rumpelt und ein letzter Blick des Welpen erhascht mich und auf geht die Fahrt ins Ungewisse. Weg ist die Mama und die Geschwister und ich gehe mal davon aus, die Ziehmama wird ihnen auch fehlen.
Nachzuchten mit ihren glücklichen Besitzern
Manchmal versucht der Welpe seinen Unmut durch Protest kund zu tun, schläft dann aber meist völlig erschöpft ein, bis er dann im neuen Zuhause wieder wach wird.
Voller Stolz wird der Welpe aus dem Auto gehoben (fast so wie in König der Löwen) und mit etwas Glück direkt in den Garten gebracht. Meist steht aber schon der ein oder andere neugierige Nachbar bereit, denn natürlich weiß inzwischen der ganze Straßenzug Bescheid, dass da bald ein neues kleines süßes Fellkneul bei euch einzieht.
Wenn es also ganz schlecht läuft, wird der Welpe von neugierigen Nachbarn und Freunden bereits empfangen, angefasst und ich hätte ja schon fast gesagt ein Bussi aufgedrückt, bis er dann endlich halbwegs in Ruhe im Garten ankommen darf. Der Welpe wird also auf den Rasen gesetzt und bewundert und beobachtet. Die Kinder bringen schon die ersten Spielsachen und Knochen und wedeln damit vor der Nase des Welpen herum. Der Welpe findet sich plötzlich auf fremdem Territorium wieder und tastet sich vorsichtig voran. Hier raschelt es, dort zwitschert ein Vogel, Nachbars Katze streift durch den Garten, dort fliegt ein Blatt. Vorsichtig erkundet der Welpe sein neues Zuhause und mustert die Menschen, die um ihn herumstehen und bei jeder Bewegung in Entzückungsextase verfallen.
Wenn der Babyhund sein Geschäft dann verrichtet hat, hüpfen die Menschen vor Freude und feiern regelrecht eine Party, schnappen den Welpen und tragen ihn nach drinnen in die Wohnung. Hier beginnt das Prozedere nun von vorne. Vati holt die Videokamera und Mutti bringt noch schnell die Fußmatten in Sicherheit. Die Kinder folgen dem Welpen (ich will nicht sagen: scheuchen den Welpen) durch die Wohnung und beobachten was er tut. Nachdem der Welpe nun auch seine neue Behausung begutachtet hat und die ein oder andere Tapete, Steckdose oder Gardine ins Maul genommen hat, wird ihm nun die erste Mahlzeit serviert.
Vor lauter Aufregung rührt der Welpe meist sein Futter nicht an und sucht sich eher einen ruhigen Ort unterm Tisch, Stuhl oder dem Sofa, um sich von der Anstrengung zu erholen. Die Menschen, völlig verwundert und in der Sorge, der arme Welpe muss doch was fressen (”sonst stirbt er…”), laufen dem Welpen also mit dem Napf hinterher und halten ihn dem Welpen immer wieder unter die Nase, versuchen ihm Bröckchen aus der Hand anzubieten, bis dann einer auf die Idee kommt, hohl doch mal die Leckerlis… Der Welpe mustert seine neuen Zieheltern und denkt sich: Also wenn die so einen Aufstand um das Futter machen, dann ist das doch garantiert nicht für mich, da sollte ich ganz vorsichtig sein und denen nicht ihr Futter wegessen…
Nachzuchten mit ihren glücklichen Besitzern
Tag 1: Abholtag
Schritt 1: Ankommen lassen
Wie du gerade in meiner kleinen Geschichte gelesen hast, ist der Umzug ins neue Zuhause deines Welpen mit sehr viel Stress verbunden.
Viele Welpen reagieren auch bereits mit Stressymptomen wie Schluckauf, Erbrechen oder sich in die Pfoten und Rute beissen. Je länger der Welpe also gestresst ist, desto schlechter für dich und deinen Hund. Du solltest also deinem Welpen Zeit geben sich an sein neues Zuhause und dich als neue Bezugsperson zu gewöhnen.
Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass die neuen Welpenfamilien bereits (zu recht) eine Bindung zu ihrem Welpen durch die viele Fotos und Videos zu ihrem Welpen aufgebaut haben und offenbar der Meinung sind, der Welpe kennt sie genauso gut, wie sie ihn, so kommt es, dass der Welpe meist schon 2 Tage nach Abholung den Freunden vorgestellt wird oder der erste Ausflug gemacht wird.
Dem ist aber nicht so, der Welpe hat euch bisher ein oder zwei Mal gesehen und hat dazwischen noch viele andere Menschen kennen gelernt. Er weiß also gar nicht richtig wer ihr denn überhaupt seid.
Auch sein neues Zuhause erkundet er erst Stück für Stück. Ihr wisst bereits 120qm, 2 Etagen, Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Flur, Garten, so oder so ähnlich. Als Mensch ist ein neues Zuhause recht einfach zu überblicken.
Der Welpe ist klein, er erkundet sein Zuhause Stück für Stück und schaut sich all die neuen Gegenstände genau und in Ruhe an. Viele Dinge und Gegenstände wie z.B. Vasen, Statuen, Zimmerpflanzen und so weiter hat der Welpe in seinem Leben noch nie gesehen und sind völliges Neuland für ihn. Auch die Gerüche und fremden Geräusche überfordern ihn.
Er weiß nicht, ob die Gegenstände ihm gut gesonnen sind oder ob die ihn plötzlich angreifen könnten. Er muss also seinen ganzen Mut zusammen nehmen und sich durch Türen trauen und Treppen erklimmen und all das macht müde.
Euer Welpe schafft also immer nur kleine Bereiche auf einmal zu erkunden und braucht ein paar Tage bis er sich in seinem neuen Zuhause auskennt.
Welpen reagieren oft auf Stress mit Durchfall und teilweise auch Erbrechen. Wenn dein Welpe also kurz nach der Abgabe weicheren Kot oder Durchfall hat, solltest du erstmal entspannt bleiben und die Sache gut beobachten. Erst wenn sich der Durchfall nach 2 Tagen nicht legt, solltest du deinen Züchter oder einen Tierarzt zur Rate ziehen.
Nachzuchten im neuen Zuhause
Schritt 2: Ruheort etablieren
Mit einem Aussie hast du dir einen sehr aktiven, neugierigen Hund in dein Zuhause geholt. Aussies sind von Natur aus oft nicht müde zu bekommen, daher ist es wichtig, dass sich dein kleiner Welpe nicht überfordert. Du solltest für ihn also einen Ruheort etablieren, in dem er die Erlebnisse des Tages verarbeiten kann und wirklich zur Ruhe kommt.
Dazu bietet sich eine Hundebox an, da man bei ihr die Türe schließen kann und der Hund sich in einer Höhle, die vielleicht etwas abgedunkelt wird, wohl fühlt. Ein Auslauf hingegen ist oben offen und bietet meist zu viel Platz und Unruhe, so dass dein Welpe sich nicht ausruhen kann. Solltest du einen Auslauf nutzen wollen, dann empfehle ich dir zumindest auf etwa 30cm Höhe Plexiglasscheiben an dem Gitter zu befestigen (geht ganz leicht mit Kabelbindern), weil Welpen gerne an den Gittern kauen und sich so Zähne abbrechen oder mit dem Kiefer dort hängen bleiben. Selbes Risiko besteht auch bei einem Drahtkäfig, daher ist der für Welpen auch nicht zu empfehlen.
Setze deinen Welpen möglichst zeitnah nach Ankunft, nachdem er alles erkundet hat und müde wird, direkt in die Box. Je müder und erschöpfter dein Welpe ist, desto höher ist die Chance, dass er ohne großes Geschrei und Protest aufgibt und sich zum Schlafen in der Box hinlegt.
Wenn dein Welpe die Chance hat vorher ausserhalb der Box zu schlafen, dann hat er wieder erneut Kraft sich so richtig reinzusteigern und du wirst es bereuen ihn außerhalb schlafen gelassen zu haben ;-). Deshalb: müder Welpe direkt ab in die Box, dann hast du schon den ersten Schritt zum Boxentraining geschafft.
Wiederhole diese Übung so oft wie möglich mehrmals am ersten Tag. Je schneller der Hund die Box akzeptiert hat, desto entspannter für euch beide und desto ruhiger wird auch die erste Nacht. Das Ziel sollte sein, dass ihr den Hund abends zum Schlafen in die Box setzen könnt, und er ohne Protest schlafen geht. (Natürlich ist die Boxgewöhnung immer mit geschlossener Tür gemeint :D!)
Es wird ein bis zwei Tage dauern bis dein Welpe die Box akzeptiert hat und dankend angenommen hat. Also durchhalten und dran bleiben!
”Wann soll ich den Welpen wieder raus lassen?” – Wenn du Glück hast und er schläft sofort, erst wenn er wieder wach wird, ansonsten musst du warten bis der Welpe ruhig wird und aufhört zu protestieren.
Bei manchen Welpen muss man quasi ein Einatmen abwarten, weil die sich sehr reinsteigern und über mehrere Stunden protestieren können.
Ich würde den Welpen nicht länger als 2h schreien lassen, dann stimmt meist was in der Futter‑, Wasser- oder Entsorgungsversorgung nicht.
Schritt 3: Fütterung
Die Welpen sind am ersten Tag meist sehr aufgeregt und daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn sie das Futter verweigern oder nur zögerlich annehmen. Es kann helfen das Futter auf den Boden zu streuen oder noch besser direkt in der Box anzubieten und die Boxentür von Außen zuzuhalten und abzuwarten bis der Welpe gefressen hat. Durch die Box ist der Welpe oft weniger abgelenkt und kann sich eher auf das Futter konzentrieren. Außerhalb der Box läuft oft eine andere Person durchs Zimmer oder der Welpe erspäht etwas anderes interessantes oder hört ein Geräusch und vergisst dann das Futter.
Wenn du dich zu sehr mit dem Futter beschäftigst und immer wieder ”bitte, bitte” machst, dann wird der Welpe erst recht misstrauisch und ist sich nicht mehr sicher, ob das Futter überhaupt für ihn bestimmt ist. Er denkt dann nämlich die Nahrung gehört dir und wird das Futter, wenn nur in deiner Abwesenheit anrühren, weil er keinesfalls mit dir Ärger riskieren möchte. Daher nicht zu viel darum betteln, dass der Welpe doch bitte fressen möge. Sondern eine gewisse Zeit (maximal 5 Minuten) dem Welpen Zeit lassen zu fressen. Hat er dann nicht begonnen zu fressen, dann hat der Welpe für jetzt gefressen und du bietest ihm das Futter erst wieder zur nächsten Fütterung an. Meint er dann immer noch nicht fressen zu wollen, dann wiederholt sich das Spielchen, so lange bis der Hunger siegt 😉
Bitte, bitte mach am Anfang nicht den Fehler und biete dem Welpen generell ein anderes Futter an und ”verfeinere” das Trockenfutter nicht mit Joghurt oder Hüttenkäse. Du ziehst dir so einen mäkeligen Fresser heran. Der Welpe findet sich momentan in dein Rudel ein und sucht dort seine Position, wenn du ihm nun immer etwas leckeres / besseres präsentierst, fühlt sich der kleine Welpe wie King Kong persönlich und da Aussies so intelligent sind, wird er abwarten, ob du nicht noch ein Blatt Petersilie oben drauf legen möchtest, bevor er sich dann doch dazu herab lässt, das Futter zu fressen.
Bitte verwöhne den Welpen auch nicht direkt mit Leckerlis und Kauartikeln. Ein vielleicht eh durch den Umzugsstress angeschlagener Magen- / Darmtrakt wird mit Durchfall auf anderes Futter reagieren. Und dann ist es für den Züchter oder einen Tierarzt schwer einzuschätzen, woher der Durchfall kommt.
Du solltest deinen Welpen übrigens 2 bis 3 Mal am Tag füttern (das sollte sich in deine Lebenssituation einfügen, denn bedenke nach jeder Fütterung muss der Welpe auch ein Häufchen absetzen). Die Gesamtfuttermenge bei Reico Junior beträgt am Anfang 220g. Meiner Erfahrung nach sollten die Welpen aber mehr Futter zur Verfügung haben, da sie sehr aktiv sind und auch für ihr Wachstum viel Energie benötigen, daher biete den Welpen ruhig einen vollen Napf an und lass ihn so viel fressen, wie er möchte. Danach muss das Futter natürlich wieder weggestellt werden und sollte nicht zur freien Verfügung stehen.
(Erwachsene) Hunde können 7–14 Tage ohne Nahrung überleben. Wasser sollte aber immer vorhanden sein.
Du musst dir keine Sorgen machen, falls dein Welpe ein oder zwei Tage nicht gut frisst. Der Hunger wird das Problem irgendwann regeln, so lange du ihm nicht Leckerlis und Knochen anbietest, also quasi Süßigkeiten anstatt seiner Hauptnahrung.
Deswegen gilt auch hier wie bei der Box: Durchhalten und den längeren Hebel haben!
Schritt 4: Klo ist draußen
So viel schon gelesen und wir sind immer noch beim ersten Tag… ganz schön viel, was der Welpe am ersten Tag alles lernen muss und du natürlich auch. Als letzten Schritt für diesen Tag versuchen wir dem Welpen klar zu machen, dass seine Toilette nicht auf dem Flokati in Mamas Wohnzimmer ist, sondern draußen auf dem Rasen oder in einer dafür vorgesehen Ecke.
Empfehlenswert ist eine Hunter Retriever Leine, weil diese nur schnell um den Hals geworfen werden muss und der Welpe so angeleint ist und man nicht erst ein Halsband an den Hund fummeln muss oder den Karabiner für die Leine suchen muss. Du wirst nicht die Zeit haben dich erst anzuziehen oder dem Welpen das Halsband oder das Geschirr anzulegen, wenn dein Welpe das Bedürfnis hat seine Blase zu leeren.
Biete dem Welpen zu Beginn einen ruhigen Ort als Toilette an z.B. einen Garten. Wenn du in einer Wohnung wohnst, wirst du draußen fremde Leute, Autos, andere Hunde etc. treffen. Diese lenken den Welpen erstens ab und zweitens stressen all die Reize ihn. Ergebnis wird der Haufen in deiner Wohnung sein, weil der Welpe völlig vergessen hat, wieso er eigentlich draußen war. Wenn du einen sicher umzäunten Garten oder einen gesicherten Balkon mit Welpentoilette hast, brauchst du nicht mal eine Leine anlegen. Normalerweise kommen die Welpen nach ihren Geschäft auch wieder mit rein.
Wenn dein Welpe sich draußen erleichtert, solltest du dich richtig freuen (so, dass alle Nachbarn denken, du hast ein Rad ab…), damit der Welpe lernt, dass es ganz besonders toll ist, wenn er draußen macht. Zusätzlich solltest du das urinieren und koten mit Kommandos wie z.B. ”geh pieseln” oder ”mach Haufen” belegen, in dem du den Hund dazu immer wieder aufforderst, so lernt er später sich auf Kommando auch an unbekannten Orten zu lösen.
Schritt 5: Nacht vorbereiten
Damit du nachts möglichst viel schlafen kannst (was in der ersten Nacht vermutlich eh nicht der Fall ist), würde ich empfehlen 2h nach letzter Fütterung, also so ab 18:00 / 19:00 Uhr das Wasser weg zu stellen. Wenn der Welpe nichts mehr trinken kann, muss er folglich auch nicht so oft urinieren. Ab 2h nach Fütterung deshalb, weil dann das meiste Wasser aufgenommen wird, wenn der Hund mit Trockenfutter gefüttert wird. Welpen neigen zudem dazu aus Übersprungshandlung zu trinken.
Du solltest außerdem möglichst angezogen neben dem Welpen auf dem Sofa in der Nähe des Gartens schlafen, damit du nur noch aufstehen und den Welpen rauslassen musst, wenn er sich meldet. Wenn du dich erst anziehen musst, hat der Welpe sein Geschäft schon erledigt. Also sobald der Welpe sich meldet, wach werden und ihn raus lassen, hat er gemacht dann loben und schnurstracks wieder rein und ab in die Box und weiter schlafen. Nicht zu einem Spiel oder einer Einfangaktion verleiten lassen (daher nachts besser Leine dran), sonst meint der Welpe nachts immer spielen zu können und er soll ja lernen nachts ruhig zu sein und zu schlafen. Normalerweise müssen meine Welpen so 2 bis 3 Mal die Nacht raus, also etwa alle 2 Stunden.
Bitte mach bloß nicht den Fehler und stell dir einen Wecker, der Welpe soll nicht trainiert werden zu bestimmten Zeiten auch nachts zu müssen. Wenn der Welpe sich öfters meldet kann es manchmal auch sein, dass er einfach nur nachfragt, ob. noch jemand da ist, da reicht es dann die Hand kurz vor die Box zu halten und zu murmeln ”schlaf weiter”. Sollte sich der Welpe dann nicht beruhigen und weiter jammern oder sich sonst irgendwie bemerkbar machen, muss er wohl doch raus gelassen werden.
Aussies sind zudem so intelligent, dass sie schnell merken, dass sie mit bestimmten Jammertönen raus gelassen werden, daher nicht wundern, wenn der Welpe gelernt hat, dass er raus kommt, aber dann gar nicht muss.
Wenn du draußen eine Wasserstelle hast, solltest du dafür sorgen, dass der Welpe nachts nicht wieder erneut trinkt, sonst muss er natürlich öfter raus. (Blumentöpfe, Teiche all sowas sind beliebte Trinkstellen, die man schnell vergisst, also vor der Nacht einmal den Garten checken, wo Trinkwasser zu holen wäre).
Wenn Welpen wirklich zur Toilette müssen, dann verhalten sie sich meist relativ ruhig.
Das Jammern ist klar vom Randale Jammern mit in der Box umherspringen zu unterscheiden. Viele Welpen kratzen auch an der Tür oder laufen einfach nur im Kreis. Du musst also die Anzeichen erst erkennen lernen, da sie bei jedem Welpen individuell sind.
Tag 2: Beziehung aufbauen
Schritt 1: Gelerntes festigen
Meine Güte so viel und alles bereits an Tag 1. Du wirst wahrscheinlich nach der ersten Nacht ziemlich gerädert sein, während dein Welpe nur so vor Energie strotzt.
Erfahrungsgemäß sind die Welpen am 2. Tag mutiger und vor allem munterer, daher ist es nicht verwunderlich, wenn sie jetzt bei der Boxenübung noch mal richtig Gas geben und versuchen, ob sie ihren Kopf nicht durchkriegen. Besonders laut können die Welpen am morgen werden, weil sie nun die meiste Energie haben und diese gerne los werden möchten.
Daher: Dran bleiben und durchhalten, bzw. den Welpen morgens erst mal müde machen, dazu gleich mehr.
Mach weiter mit den regelmässigen Boxenzeiten und setze auch weiterhin die Fütterungszeiten durch. Wahrscheinlich hat dein Welpe heute mehr Hunger und wird das Futter wahrscheinlich eher anrühren, wenn nicht, dann spätestens an Tag 3. Ansonsten verringere die Fütterungszeiten auf nur noch 2 oder sogar nur noch 1 Mal pro Tag. Manche Welpen wollen nicht 3 Mal am Tag fressen.
Heute Abend solltest du soweit sein, dass dein Welpe die Box akzeptiert hat und gerne darin schläft oder ruht. Übrigens beobachten Welpen aus der Box heraus, wie sich seine neuen Bezugspersonen verhalten. Dem Welpen wird schnell klar sein, wer der ”Anführer” seines neuen Rudels ist und wem er vertrauen kann und wer eher weniger vertrauenswürdig erscheint. Welpen lernen also auch, während sie in der Box eingesperrt sind.
Schritt 2: Namen lernen
Den morgendlichen Übermut deines Welpen kannst du zum Training nutzen (gut, das kann auch schon mal um 5 Uhr morgens sein, aber hey willkommen im Leben eines Hundehalters). Bewaffne dich mit ein paar Futterbrocken (ja Fleischwurst oder Käse was sonst :D) und locke den Welpen zu dir. Wenn er kommt, Leckerli rein und weiter gehts. Du kannst die Übung auch gut mit einem Partner machen und den Welpen immer wieder zwischen euch hin und her laufen lassen, aber Achtung Aussies verstehen die Übung schnell und werden irgendwann einfach laufen, auch wenn niemand gerufen hat, dann muss natürlich die andere Person wieder rufen, bei dem der Welpe gerade nicht ist.
Wiederhole diese Übung ein paar Mal (ca. 5–10 Mal maximal), dann sollte dein Welpe sich wieder in der Box ausruhen dürfen.
Schritt 3: Spielen
Als ob du nicht schon an Tag 1 mit deinem Welpen gespielt hast, aber das überhöre ich jetzt einfach mal 🙂 Natürlich möchte der Welpe nun auch beschäftigt werden und du möchtest auch mit ihm interagieren.
Wichtig ist, dass du die richtige Zeit und Stimmung abpasst. Wenn dein Welpe total übermütig und aufmüpfig ist, wird er sich ungerne streicheln lassen. In Spiellaune ist er eher morgens, aber auch da musst du aufpassen, dass er nicht zu übermütig wird und dir in die Finger beisst, daher nicht zu hektisch und wild mit ihm spielen und ein möglichst großes Spielzeug bzw. Spieltau verwenden, so ist das Risiko geringer die Zähne in die Finger zu bekommen.
Das Spiel sollte nicht so wild werden, dass der Welpe wie verrückt am Spielzeug zerrt und dabei knurrt. Sollte das passieren, einfach das Spielzeug los lassen und sagen, ”dann spiel doch alleine”, aufstehen und gehen. Der Welpe wird verwundert das Spielzeug fallen lassen und dir wahrscheinlich folgen und lernen, dass bei einem solchen Verhalten das Spiel deinerseits beendet wird.
Geh das Spiel lieber etwas ruhiger an und wirf das Spielzeug einen halben Meter weg und freue dich, wenn der Welpe hinterher springt und es vllt sogar ins Maul nimmt. Wenn du dieses Verhalten positiv bestärkst, sind die ersten Grundsteine zum Apportieren gelegt. Du kannst auch ruhigere Zerrspiele mit ihm machen, aber das sollte in Maßen und dosiert stattfinden.
Wie heißt es immer so schön, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören (nämlich dann bevor der Welpe wieder völlig überdreht und ungestüm wird). Nach etwa 5 Minuten Spielsession sollte der Welpe wieder schlafen gelegt werden.
Schritt 4: Streicheln
In Streichellaune ist dein Welpe eher nachmittags oder abends, weil er dann schon genug Bewegung und Aktion gehabt hat. Setze dich ruhig zu ihm und streichel ihn einfach. Manche Welpen setzen sich zu dir auf den Schoss. Hilfreich ist eventuell dem Welpen vorher ein Spielzeug oder einen Knochen zu geben, damit sie ”beschäftigt” sind und dir nicht in die Hand beissen.
Ziel ist es aber eigentlich, dass der Welpe sich mit dir beschäftigt und das Kraulen genießt, anstatt ein Spielzeug oder einen Knochen dir vorzuziehen.
Sollte der Welpe nicht in Streichellaune sein, oder generell nicht gerne gestreichelt werden, weil er lieber durch die Gegend rennt, solltest du das akzeptieren und zu einem späteren Zeitpunkt noch mal versuchen.
Beim Streicheln kannst du deinen Welpen auf den Rücken legen (z.B. auf deinen Schoss oder wie ein Baby in den Arm legen) und ihn dann so lange festhalten und ihm den Bauch kraulen, bis er still liegen bleibt. Aufpassen nicht beissen lassen! So lernt dein Welpe gleich, dass ihn Protest nicht weiter bringt und er stillhalten muss, wenn er sich wieder umdrehen möchte.
Das Stillhalten können kann später mal beim Tierarzt oder bei anderen medizinischen Behandlungen, die du selber durchführst, hilfreich und wichtig sein. Hunde die rumhampeln sind auch nicht Tierarztsliebling 🙂 Ein Tierarztbesuch ist so für alle beteiligten stressarm und wird zur positiven Erfahrung für deinen Hund.
Schritt 5: Grenzen setzen
Dein Welpe lernt dich nun kennen und sollte ab dem ersten Tag Grenzen gesetzt bekommen. Du entscheidest in welchen Raum der Welpe darf (sind z.B. Bad und Schlafzimmer tabu oder nicht?), darf der Welpe aufs Sofa oder in die Küche? Besprich also vorher mit deiner Familie, welche Regeln für den Welpen gelten sollten. Wichtig ist es diese Regeln einstimmig durchzusetzen. Bei Mama oder Papa dürfen nicht andere Regeln gelten als bei den Kindern, sonst wird der Aussie diese Chancen ganz schnell erkennen und für sich nutzen.
Als Richtwert gilt: Was der erwachsene Hund nicht darf, sollte auch ein Welpe nicht dürfen. Immer wieder beobachte ich, dass Welpen z.B. mit Schuhen oder Socken spielen dürfen und mich wundert es dann nicht, wenn auch der erwachsene Hunde gerne Schuhe zerkaut.
Deswegen direkt von Anfang an Kauen an Möbeln, Tischbeinen oder Textilien unterbinden, in dem du laut und bestimmt ”Nein” sagst und den Welpen wegsetzt (bei meinen Welpen muss das durchaus energisch erfolgen, die lassen sich oft nicht leicht beeindrucken). Auch der Schnauzengriff kann eine Methode sein, dem Welpen beizubringen, dass dieses Verhalten jetzt nicht erwünscht ist. Besser ist es den Kaudrang des Welpen auf ein Spielzeug umzulenken.
Auch das Beissen oder Kratzen in menschliche Haut sollte absolut verboten sein, du möchtest später nicht die Zähne eines erwachsenen Hundes an deinem Arm spüren, daher bitte nicht die Finger ins Mäulchen stecken oder den Welpen zur Beruhigung an der Hand kauen lassen. Die Hand wegnehmen, deutlich nein oder aua sagen und den Welpen kurz ignorieren, dann weiter streicheln oder spielen (oder halt mit dem Schnauzengriff korrigieren). Sei nicht nachtragend oder eingeschnappt, Hunde sind das untereinander auch nicht!
Wichtig zu wissen ist, dass Korrekturen nur funktionieren, wenn der Welpe dafür noch empfänglich ist, also nicht zu aufgedreht ist. Wenn der Welpe bereits zu überdreht ist und längst hätte wieder schlafen gemusst, dann wird er sich nicht mehr korrigieren lassen und erneut sein Fehlverhalten zeigen. Wegschubsen animiert den Welpen übrigens eher zum Spiel, als dass es Verhalten korrigiert.
Der Schnauzengriff ist eine Methode, die dem natürlichen Hundeverhalten nachgeahmt ist. Die Hündin greift dem Welpen über den Kopf oder über die Schnauze und schupst die Welpen so zur Seite oder hält so lange fest, bis der Welpe quietscht und aufgibt.
Wir versuchen also mit Zeigefinger und Daumen seitlich über den Fang zu greifen und dabei etwas zuzudrücken. Mit der Intensität musst du dich etwas herantasten, bis du weißt wie stark, dein Welpe gerne korrigiert werden möchte. Wenn er quietscht, war die Korrektur richtig.
Tag 3: Körperpflege
Schritt 1: Körperstellen berühren
Damit dein Hund dir vertraut und du auch ihm vertrauen kannst, solltest du unbedingt üben ihn an jeglichen Körperstellen berühren zu können. Am besten belegst du die Handlungen wieder mit Kommandos wie Augen, Ohren, Zähne etc. Sollte sich dein Hund später auf einem Spaziergang verletzten oder etwas ins Maul nehmen, was du nicht möchtest, ist es gut, wenn der Hund sich anfassen und sich von dir helfen lässt. Ich hatte z.B. schon Junghunde, die sich ein Stück Ast oder Knochen quer im Kiefer eingeklemmt hatten oder die Knochenstücke an den Backenzähnen verhakt hatten.
Du solltest also ohne Probleme in die Ohren und Augen deines Hundes schauen können. Reibe auch ruhig ein bisschen in den Ohren herum, damit der Welpe auch lernt sich die Ohren reinigen zu lassen. Auch die Zähne sollten gerade während des Zahnwechsels gut überwacht werden, da Zähne manchmal nicht von alleine ausfallen und dann doppelreihig wachsen und somit zu einer Kieferfehlstellung führen können. Daher sollten Zähne die nicht ausfallen oder abgebrochen sind, von einem Tierarzt begutachtet und gezogen werden.
Auch die Pfoten und den Intimbereich deines Hundes solltest du gut durchtasten und anfassen können. Die Pfoten benötigst du z.B. zum Krallenschneiden. Zecken setzen sich gerne an den Penis bei Rüden und auch zur Läufigkeitskontrolle solltest du die Vulva berühren können.
Diese einfachen Abtastübungen kannst du während des Streichelns und Kuschelns mit deinem Welpen beiläufig trainieren.
Schritt 2: Kämmen üben
Da Aussies ja ein langes, dichtes Fell haben, solltest du deinen Welpen von Anfang an daran gewöhnen gebürstet zu werden. Wichtig ist es, dass du deinen Welpen nicht in Spiellaune erwischt, da er sonst mehr dazu neigt in die Bürste zu beissen. Das Beissen in die Bürste solltest du grundsätzlich unterbinden, damit die Bürste für deinen Welpen nicht zum Spielzeug wird.
Besonders gut lässt sich das Kämmen trainieren, wenn eine zweite Person den Hund von vorne füttert. Ansonsten lässt sich das Kämmen auch beiläufig beim Streicheln einflechten.
Hilfreich kann es auch sein, den Hund auf einen Tisch zu stellen, so ist er räumlich begrenzt und lernt dort still zu halten und erst auf dein Kommando z.B. ”fertig” wieder runter zu dürfen.
Schritt 3: ”Aus” üben
Welpen erkunden gerne alles und jeden mit ihrem Maul, daher nehmen finden sie bei einem Spaziergang immer etwas, was sie ins Maul nehmen wollen. Mal ist es nur ein Blatt, mal ist es ein Stock oder auch ganz oft Müll. Als Welpenhalter fällt einem jetzt erstmal auf, in welchem Müllberg wir eigentlich leben.
Daher ist es sinnvoll, bevor du mit deinem Welpen vor die Tür gehst und die Welt erkundest, ihm ein Kommando zum Auslassen/Loslassen/Fallenlassen bei zubringen. Ganz spielerisch kannst du deinem Welpen das Kommando beibringen, in dem du ihm ein Tauschgeschäft anbietest. Wenn du mit ihm spielst und er in das Spielzeug beisst, sagst du ”aus” und hältst ihm Käse oder Wurst vor die Nase. Die meisten Welpen lassen das Spielzeug dann los und freuen sich über das zusätzliche Leckerli. Lobe den Welpen und spiele dann sofort weiter und wiederhole die Übung immer mal wieder.
Wenn der Welpe im Garten oder später draußen etwas gefunden hat, was du nicht möchtest, dass er im Maul hat, dann mache bitte nicht den Fehler und renne dem Welpen hinterher. Der Welpe ist sowieso schon schneller als du und wird daraus ein Fangspiel starten. Besser ist es, sich hin zu knien und sehr euphorisch zu sagen: ”Boah was hast du denn da geiles gefunden zeig doch mal” und meist kommen die Welpen dann ganz stolz angelaufen und dann kann man sie mit dem Tauschgeschäft dazu bewegen den Gegenstand auszuspucken. Sollte das nicht helfen, hilft auch wieder der Schnauzengriff. Es gibt am Oberkiefer des Hundes eine Stelle, etwa mittig, wenn man die fest genug drückt, dann öffnet der Hund automatisch sein Maul und der Gegenstand fällt heraus.
Jeder ist seines Glückes Schmied
Toi, toi, toi
Ich drücke dir nun weiterhin die Daumen und wünsche dir viel Freude mit deinem Welpen und hoffe, dass ihr mit dieser Anleitung zu einem guten Team zusammen wachsen könnt. Du solltest dir für diese Übungen Zeit nehmen (sicherlich wirst du als Anfänger dafür ein bis zwei Wochen benötigen) und sie immer wieder wiederholen und in den Tagesablauf integrieren. Erst wenn der Hund wirklich eine Beziehung zu dir aufgebaut hat und dir vertraut, macht es Sinn ihm neue Abenteuer außerhalb deines Zuhauses zu zeigen. Denn dein Welpe weiß nun, dass er mit dir einen Sicherheitsanker hat und immer wieder zu dir zurück kommen kann, wenn er sich ängstlich oder bedroht fühlt. Wichtig wird diese Beziehung auch, wenn er in der Welpenschule plötzlich von vielen anderen Hunden umgeben ist und sich dort zurecht finden muss. Nur wenn der Welpe dir vertraut wird er sich auch über Wippen und Bällebäder etc. trauen.
Gib deinem Hund dieses Sicherheit!