Pyometra / Gebärmutterentzündung
Was ist eine Pyometra?
Der Fachbegriff Pyometra leitet sich aus dem griechischen pyom = Eiter und metra = Gebärmutter her. Es handelt sich dabei also um eine eitrige Entzündung der Gebärmutter.
Die eitrige Gebärmutterentzündung kommt vor allem beim Hund vor. Sie ist die häufigste Geschlechtsorganerkrankung von unkastrierten Hündinnen.
Ein Viertel (25%) aller umkastrierten Hündinnen entwickeln bis zum 10. Lebensjahr eine Pyometra.
Wie entsteht eine Pyometra?
Typischerweise entsteht eine Gebärmutterentzündung 3 bis 8 Wochen nach der letzten Läufigkeit (in dieser Zeit also besonders gut deine Hündin beobachten). Man unterscheidet die offene und die geschlossene Pyometra.
Im Östrus der Hündin ist die Abwehrkraft der Gebärmutterschleimhaut durch das Hormon Progesteron herabgesetzt und zudem ist der Muttermund und der Gebärmutterhals geöffnet, so dass leicht Bakterien (E‑Coli) in die Gebärmutter eindringen können. Manchmal steigen die Bakterien auch aus der Blase (dem Harnleiter) in die Gebärmutter auf. Zum Ende der Läufigkeit verschließt sich die Gebärmutter wieder und die Abwehrmechanismen nehmen zu. Nun bildet sich – bei einer Infektion – Eiter in der Gebärmutter. Diese Form der Gebärmutterentzündung nennt man geschlossene Pyometra.
Bei einer offenen Pyometra, die weit häufiger vorkommt, kann das eitrige Sekret durch die Vulva ablaufen, weil sich der Muttermund entweder durch den Druck des Eiters in der Gebärmutter (im Metöstrus) oder durch den absinkenden Progesteronwert, der typischerweise im potenziellen Geburtszeitraum stattfindet, wieder öffnet. Eine Gebärmutterentzündung führt unbehandelt (vor allem die geschlossene Pyometra durch Vergiftung) zum Tod der Hündin und ist somit immer als akuter Notfall anzusehen.
Ein weiterer Auslöser einer Gebärmutterentzündung ist die Behandlung der Hündin mit gestagenhaltigen Kontrazeptiva (”Pille”) zur Verhinderung der Läufigkeit, wenn diese nicht in der Ruhephase im Anöstrus der Hündin verabreicht wird und auch die Gabe von Östrogenen zur Verhinderung einer Trächtigkeit birgt ein 25% Risiko.
Auch Hündinnen, die nicht vollständig kastriert wurden, z.B. wenn die Eiterstöcke behalten wurden oder noch Eierstockreste im Körper verblieben sind, können eine so genannte Stumpfpyometra entwickeln.
Im Zusammenhang mit vom normalen Sexualzyklus abweichend häufig wiederkehrenden Läufigkeiten und verstärkten oder übermäßig abgeschwächten Scheinträchtigkeitssymptomen besteht ein erhöhtes Risiko der Ausbildung einer Pyometra, da diese Symptome hinweisend für eine hormonelle Störung sein können.
Symptome
Folgende Symptome sind Anzeichen für eine Gebärmutterentzündung:
- Apathie (Teilnahmslosigkeit)
- Fressunlust
- Erbrechen
- Durchfall
- vermehrtes Trinken
- vermehrter Urinabsatz
- auffällig vergrößerte Vulva
- schmerzhafter Bauch
- ggfs. Fieber
- teilweise schwanken in der Hinterhand
- häufiges Säubern des Vulvabereiches bei offener Pyometra
- blutig, eitriger Vulvaausfluss ebenfalls bei offener Pyometra
- zunehmender Bauchumfang bei geschlossener Pyometra
Mit steigendem Alter steigt auch das Risiko: von 11% bei jungen Hündinnen auf 39% bei Hündinnen älter 8 Jahre. 8‑jährige Hündinnen haben die höchste Wahrscheinlichkeit an einer Pyro zu erkranken.
Diagnose
Zur Diagnose wird zunächst das Blut kontrolliert. Oft zeigt sich eine erhöhte Leukozytenanzahl und erhöhte Harnstoffwerte. Außerdem wird über einen Ultraschalluntersuchung oder über ein Röntgenbild der Zustand und Füllungsgrad der Gebärmutter beurteilt. Über einen Ultraschall kann man auch bereits austretende Flüssigkeit in den Bauchraum erkennen und sehen, ob die Gebärmutter bereits gerissen ist.
Bei einer offenen Pyometra können zudem über einen Scheidenabstrich Bakterien wie E. coli, Staphylococcus intermedius und Streptokokken nachgewiesen werden. Außerdem ist der Vulvabereich meist verklebt. Beim Palpieren (Abtasten) des Bauches zeigt die Hündin meist Schmerzen. Diese Untersuchung sollte vorsichtig erfolgen, da bei einer geschlossenen Pyometra die Gebärmutter platzen kann.
Typische Blutwerte bei einer Pyometra (in Klammern die Normalwerte)
- Erythrozyten: 6,2 +-1 (5,5–8,5)
- Hämoglobin: 8,75 +-1,55 (8,2–11,8)
- Hämatokrit: 0,42 +-0,7 (0,4–0,55)
- Leukozyten: 28,8 (6–12)
- Thrombozyten: 223 (150–500)
Therapie
Eine Gebärmutterentzündung kann auf drei verschiedenen Wegen behandelt werden:
- chirurgische Kastration (Entfernung der Gebärmutter und Eierstöcke)
- medikamentös mit Antigestagen, PGF2a oder Uterotonika (Konservative Therapie)
- Drainage der Uterushörner mittels Verweilkatheter
Operative Behandlung
Die Kastration ist das Mittel der ersten Wahl, besonders, wenn es sich bei der Patientin um eine ältere Hündin handelt, bei der man davon ausgeht, dass bereits eine vergrößerte Gebärmutterschleimhaut besteht (= Endometriumhyperplasie dies kann zu einem Tumor führen, ca. 10–30% Risiko). Außerdem bestehen bei ältere Hündinnen oft Eierstockstörungen (Ovarfunktionsstörungen).
Die operative Methode bietet eine nahezu 100prozentige Sicherheit (wenn Eierstöcke und Gebärmutter ordnungsgemäß entfernt wurden), dass die Hündin nicht mehr an einer Pyometra erkrankt.
Die Nachteile sollten aber nicht außer Acht gelassen werden:
- Operationsrisiko
- postoperative Komplikationen wie Entzündungen, Nahtbrüche etc.
- Nierenversagen
- Harninkontinenz
Näheres zur Kastration kannst du in unseren Kastrationsartikel nachlesen, den ich dir dringend ans Herz legen möchte. Außerdem findest du nachfolgend noch drei Videos von der Operation.
Konservative Therapie
Für die konservative, medikamentöse Therapie muss die Hündin in einem noch relativ guten Zustand sein. Sie darf z.B. keine Anzeichen einer Sepsis haben und die Nierenfunktion muss gegeben sein.
Die Heilungschancen sind gut, trotzdem kommt es bei 18,9% der Hündinnen ab 1 Jahr nach der Gebärmutterentzündung erneut zu einer Pyometra. Anders herum gerechnet konnten aber etwa 81% der Hündinnen vollständig geheilt werden.
Antigestagenbehandlung mit Aglepriston (Alizin)
Die Behandlung mit Aglepriston ist bereits gut erforscht und so weiß man, dass dieses Medikament das Progesteron zurück drängt und es bietet den Vorteil, dass man es sowohl bei einer geschlossenen, als auch bei einer offen Pyometra anwenden kann.
Wichtig ist, dass nur solche Hündinnen behandelt werden können, deren Progesteronwert unter 1 ng/ml liegt und es dürfen keine Ovarialzysten vorliegen, dies muss also vorher über eine Ultraschallkontrolle abgeklärt werden.
Das Medikament wird zweimal im Abstand von 24h gespritzt und nach 7 Tagen noch einmal gespritzt. Bei einer offenen Pyometra fließt der Eiter nun innerhalb von 24 Stunden ab. Bei einer geschlossenen Pyometra öffnet sich der Muttermund innerhalb von 24–48 Stunden und dann fließt das Sekret ebenfalls ab. Ggfs. kann es sinnvoll sein der Hündin eine Windel anzulegen, da große Mengen Sekret austreten, welches die Hündin nicht schafft aufzulecken.
Zusätzlich kann (nur bei einer offenen Pyometra) noch PGF2a (= Prostaglandin, Gewebshormon welches zum Geburtszeitpunkt von der Plazenta und dem Amnion (= Fruchthülle des Welpen) produziert wird) verabreicht werden. Durch die Verabreichung treten allerdings erhebliche Nebenwirkungen wie Unruhe, Speichelfluss, Erbrechen und Durchfall auf, weshalb die Anwendung gut abgewogen sein sollte. Beide Medikamente zusammen ergeben aber den höchsten Heilungserfolg.
Übrigens wird Alizin auch zum Abbruch einer Trächtigkeit verwendet. Alizin hemmt das Progesteron, weil es an den Progesteronrezeptoren ansetzt und somit kann der Körper die Trächtigkeit nicht aufrecht erhalten, weil für eine bestehende Trächtigkeit Progesteron benötigt wird.
Alizin hat weder für die Hündin noch für den Besitzer Nebenwirkungen und bietet bis zum 25. Trächtigkeitstag eine 100% Garantie, weil die Fruchtanlagen resorbiert werden. Danach besteht eine 95% Garantie, dann werden die Fruchtreste allerdings geboren und von der Hündin gefressen.
Drainage der Uterushörner mittels Verweilkatheter
Auf Grund der medikamentösen Möglichkeiten heutzutage wird die Uterusdrainage nicht mehr angewendet. Die Drainage wird operativ in die Gebärmutter eingebracht oder durch die Vulva über den Muttermund in die Gebärmutter geschoben. Dort verweilt der Katheter bis die Entzündung ausgeheilt ist. 9 von 12 Hündinnen konnten auf diese Weise dauergeheilt werden und später auch trächtig werden.
Prognose
Die Prognose ist meist gut, wenn die Hündinnen frühzeitig dem Tierarzt vorgestellt werden. Nur 4% der Hündinnen überleben eine Pyometra nicht (in den 60ziger Jahren waren es 17%). Zu Komplikationen kommt es, wenn die Hündinnen in einem so schlechten Allgemeinzustand sind, dass sie die OP nicht verkraften oder die Gebärmutter während der Kastration reisst und Eiter in die Bauchhöhle gelangt.