Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft
Unterschied Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft
Unter einer Scheinträchtigkeit versteht man eine Hündin, die zum Schein trächtig erscheint. Eine Hündin, die eine Scheinmutterschaft durchlebt verhält sich wie eine Mutterhündin, die sich um ihren Nachwuchs kümmert.
Wenn du von anderen Hundehaltern oder vom Tierarzt oder Hundetrainern auf den Begriff Scheinträchtigkeit aufmerksam gemacht wirst, weil deine Hündin sich nach der Läufigkeit vielleicht in deinen Augen seltsam verhält, dann ist der Begriff Scheinträchtigkeit eigentlich falsch.
Der richtige Begriff für dieses Mutterspielen der Hündin ist die so genannte Scheinmutterschaft.
Wie kommt es zur Scheinträchtigkeit?
Bei allen Hündinnen (auch Wölfe & Fuchse) schließt sich nach dem Eisprung und der Standhitze eine Scheinträchtigkeit an. Die Gelbkörper im Eierstock der Hündin bleiben nämlich so lange aktiv, wie auch eine echte Trächtigkeit dauern würde und geben dabei das Hormon Progesteron ab. Dieses Hormon verändert die Stoffwechseltätigkeit und das Verhalten der Hündin. Sie wird anhänglicher, sozial motivierter & häuslicher.
In einem Soziogramm von Rothunden im Schweriner Zoo konnte gezeigt werden, dass zwei Monate nach der Läufigkeit besonders viel soziale Interaktion gezeigt wurde z.B. Bindungsliegen, Nasenstupsen, Fellwittern etc.. Eine Scheinmutterschaft äußert sich durch Gesäugeschwellungen bis zur Milchbildung, Graben von Löchern (Wurfhöhlen), hüten von Quietschspielzeug & allgemein mütterlichem Verhalten z.B. ungernes Verlassen der Behausung. Ist die Scheinträchtigkeit sehr ausgeprägt sollte diese medikamentös unterbunden werden, man sollte allerdings beachten, dass der häufig dazu verwendet Wirkstoff Cabergolin ein Aktivator für Adrenalin / Noradrenalin ist. Es kann daher zu einer erhöhten Kampf- & Fluchtbereitschaft kommen.
Warum werden Hunde überhaupt scheinträchtig?
Eine Scheinträchtigkeit oder auch eine Scheinmutterschaft ist kein krankhafter Prozess, sondern ein ganz normales Verhalten, welches Hunde oder Wölfe auch in der Natur zeigen. Wie du ja bereits gelesen hast, machen alle Hündinnen nach der Läufigkeit eine Scheinträchtigkeit durch, weil ihr Hormonhaushalt sich genauso verhält, als wäre sie trächtig. Zum Ende der (Schein-) Trächtigkeit fällt der Progesteronwert rasch ab, der entweder eine bevorstehende Geburt einleitet oder eben nicht. Durch den Progesteronabfall steigt das Hormon Prolaktin an, was den Körper dazu bewegt Milch zu bilden. Durch die Prolaktinbildung durchlebt die Hündin nun die Scheinmutterschaft.
Man vermutet, dass bei manchen Hündinnen bereits ein leichter Anstieg von Prolaktin ausreicht, um eine Scheinträchtigkeit bzw. in dem Fall spricht man jetzt eigentlich eher von einer Scheinmutterschaft hervorzurufen. Bei anderen Hündinnen wird eine höhere Konzentration benötigt und diese Hündinnen zeigen keine Symptome einer Scheinmutterschaft.
Wenn Hunde in einem Rudel leben, hat es die Natur als nützlich empfunden, wenn so genannte Ammen bei der Welpenaufzucht helfen können z.B. wenn die Mutter zur Jagd aufbricht oder falls die eigentliche Mutter getötet wird, können die Ammen ohne Probleme die Mutterrolle übernehmen, weil sie bereits selber Milch gebildet haben und ihre Hormonlage dafür sorgt, dass sie fremden Nachwuchs bemuttern und annehmen.
Noch mal zusammen gefasst:
Scheinträchtigkeit = Ab der Läufigkeit bis etwa zum Zeitpunkt der Geburt 63 Tage später, ausgelöst durch das Trächtigkeitshormin Progesteron.
Scheinmutterschaft = Ab Geburtszeitpunkt, ausgelöst durch das Hormon Prolaktin
Welche ”Symptome” zeigt eine Hündin in Scheinträchtigkeit bzw. Scheinmutterschaft?
Die Symptome einer Scheingravität (Gravität = Trächtigkeit) und Scheinmutterschaft gehen oft ineinander über.
Scheinträchtigkeit:
- Leichtere Symptome sind: Lustlosigkeit, Depression, mangelnder Appetit, anhängliches Verhalten
Scheinmutterschaft
- Die Hündin beginnt Nester zu bauen, sie hebt z.B. Löcher im Garten aus oder sucht sich drinnen ein geeignetes Wurflager und trägt Decken und Kissen in ihr Wurflager
- Oftmals werden die Decken auch zerrissen oder immer wieder umhergescharrt
- Die Gesäugeleiste schwillt an bis zur Milchbildung
- Stofftiere, Quietschspielzeuge und Hausschuhe werden als Ersatzwelpen gesammelt und bemuttert z.B. durch belecken und immer wieder ans Gesäuge schieben
- Die Hündinnen können ihren Scheinnachwuchs auch gegenüber den Haltern verteidigen und aggressives Verhalten zeigen
Eine Scheinträchtigkeit beginnt meist drei bis etwa neun Wochen nach dem Läufigkeitsbeginn.
Eine Trächtigkeit dauert übrigens – 63 Tage (9 Wochen) und etwa nach 19. Tagen nach der Deckung nisten sich die Eizellen in der Gebärmutter ein, was bei der Hündin zu Erbrechen führen kann. Ihr Hormonhaushalt verändert sich nun noch einmal und stellt sich auf die bevorstehende Trächtigkeit ein.
Die Scheinmutterschaft tritt etwa acht bis neun Wochen nach der Läufigkeit auf, wenn das Elternhormin Prolaktin gebildet wird. Die Scheinmutterschaft hält ungefähr zwei bis vier Wochen an und klingt dann wieder ab.
Tierärztliche Unterstützung notwendig?
Die Hündinnen benötigen normalerweise keine tierärztliche Unterstützung, wenn die Symptome allerdings besonders stark auftreten, sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Besonders starke Symptome sind z.B. besonders starker Milchfluss, so dass das Gesäuge verhärtet (Achtung: Gesäugeentzündung (Mastitis) kann eintreten, äußert sich durch Verhärtungen und heißes Gesäuge, umgehend zum Tierarzt!!!) oder die Hündin ist besonders depressiv oder aggressiv ihren Haltern gegenüber.
Durch homöopathische, pflanzliche oder medikamentöse Behandlung kann die Hündin aus dieser Hormonschleife geholt werden.
ACHTUNG: Vor der Medikamentengabe sollte kontrolliert werden, ob die Hündin wirklich nicht trächtig ist, da die Medikamente eine Trächtigkeit beenden und es zum Abort der Welpen kommt.
Du solltest deine Hündin auf keinen Fall während der Scheinträchtigkeit kastrieren lassen, weil sie dann später zu unsicherem Verhalten und psychischer Instabilität neigt, da ihr Hormonhaushalt nicht im Gleichgewicht ist!
Wie kannst du die Hündin unterstützen?
Um einer Scheingravität und Scheinmutterschaft vorzubeugen, kannst du die Hündin unterstützen, indem du z.B. keine Spielsachen herumliegen lässt. Spielsachen sollten grundsätzlich nur unter Aufsicht ausgeteilt werden und für die Bindung zum Hund ist es besser mit dem Hund zusammenzuspielen, als ihn sich selbst zu überlassen. Spielsachen sind Ressourcen und sollten dem Hund nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Bewegung und Ablenkung hilft deiner Hündin sich auf andere Dinge zu konzentrieren und lenkt sie von ihrer Mutterrolle ab.
Wenn das Gesäuge angeschwollen ist und bereits Milch bildet, dann vermeide es die Hündin am Gesäuge zu streicheln oder die Milch abzumelken. Gesäugestreicheln und Berühren schüttet das Hormon Oxytocin aus, welches wiederum die Scheinmutterschaft fördert. Das Abmelken der Milch löst den Milchejektionsreflex aus, welcher die erneute Milchproduktion stimuliert.