Operationskostenversicherung für Hunde
Im Gegensatz zu einer Hundekrankenversicherung übernehmen OP-Kostenversicherungen (manchmal auch, nicht ganz korrekt, als ”OP-Versicherung” bezeichnet) nur einen Teil der tierärztlichen Kosten – nämlich die der Operationen.
Dafür sind diese Versicherungen gegebenenfalls erheblich preiswerter – aber genau hinschauen muss man trotzdem. Also legen wir mal los 🙂
Das ist Teil zwei unserer Serie über Versicherungen für Hunde.
Tatsächlich haben wir sonst keine nennenswerten, statistischen Erhebungen gefunden, die eine Quellenangabe besitzen – diese Arbeit geht in die Tiefe.
Was ist eine OP-Kostenversicherung?
Die Operationskostenversicherung für Hunde deckt Kosten ab, die im Zusammenhang mit notwendigen Operationen entstehen.
Krankenversicherung vs. OP-Kostenversicherung
Die Hundekrankenversicherung schließt im Grunde eine OP-Kostenversicherung mit ein. Die OP-Kostenversicherung beschränkt sich auf Leistungen, die im Zusammenhang mit Operationen nötig werden.
Eingeschlossen? | ||
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Operationen | ||
Sonstige Erkrankungen | ||
Monatsbeitrag |
Stark vereinfachte Gegenüberstellung OP-Versicherung und Krankenversicherung
Eisenbaumtabelle
Die Eisenbaumtabelle listet die (angeblich) besten Krankenversicherungen für Hunde auf. Sie bietet eine nützliche Übersicht und einen Preisvergleich und ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Tierärzten und Tierkliniken.
Unser Beispiel: BarmeniaDirekt
Auch hier wählen wir wieder ein konkretes Beispiel, die Hunde-OP Versicherung der BarmeniaDirekt. Wir haben uns hier die Vertragsbedingungen genauer angesehen und versuchen sie in verständlicher Form zu erklären.
Andere uns bekannte Versicherungsbedingungen sind zumindest ähnlich, Abweichungen finden sich oft nur in Detailfragen.
Wir beziehen uns im folgenden Text auf die Versicherungsbedingungen vom Januar 2020 (die aktuellsten zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels, am 15. Mai 2020) – und wir möchten vorsorglich darauf hinweisen: Wir übernehmen keine Gewähr, auch wenn wir, wie immer, sorgfältig recherchiert haben! Falls du über den Link eine Versicherung abschließen solltest, erhalten wir eine kleine Provision.
Beiträge
Hier die monatlichen Beiträge der BarmeniaDirekt (zum Zeitpunkt 15.05.2020). Die Höhe des monatlichen Beitrags gemäß dem Alter des Hundes (durch halbjährliche oder jährliche Zahlung kannst du den Beitrag um 2 resp. 4 % reduzieren):
- bis 2 Jahre: 17,90 € (bei einer Selbstbeteiligung von 250 € = 15,22 €)
- bis 3 Jahre: 19,90 € (bei SB250 = 16,92 €)
- bis 5 Jahre: 21,90 € (bei SB250 = 18,62 €)
- bis 7 Jahre: 23,90 € (bei SB250 = 20,32 €)
- ab 7 Jahre: 32,90 € (bei SB250 = 27,98 €)
Ein Australian Shepherd kann locker über 10 Jahre alt werden, im Regelfall sogar eher so 13 bis 14 Jahre.
In Versicherungsbedingungen kommen einige Begriffe vor, die manchmal schwierig zu verstehen sind.
- Wartezeit: Das bedeutet, dass ihr vor dem ersten Versicherungsfall (also dem Antrag auf Kostenübernahme durch die Krankenversicherung) eine gewisse Zeit nichts melden dürft.
- Veterinärmedizinisch notwendig: Es werden in der Regel ausschließlich Kosten übernommen, die auf eine akute Erkrankung oder einen Unfall zurückgehen. Beispielsweise werden kosmetische Eingriffe (was auch immer man kosmetisch an einem Aussie zu korrigieren haben könnte, aber sei es drum) nicht übernommen.
- Subsidiärer Schutz: Wenn eine andere Versicherung besteht, die dieselben Kosten (anteilig oder voll) übernimmt, zieht die Versicherung das von den Erstattungen ab – d.h. egal, wie viel und umfangreich ihr euren Hund versichert habt, es werden insgesamt maximal die Kosten übernommen, die wirklich entstehen (Achtung: Je nach Tarif insgesamt gegebenenfalls weniger als 100 % der Kosten).
- Leistungsausschlüsse: Dinge, für die die Versicherung nicht bezahlt. Das schließt in der Regel ein, dass Kosten für Behandlungen, die durch Erkrankungen entstehen, die schon vor Abschluss der Versicherung bestanden, nicht übernommen werden. Ebenfalls praktisch immer ausgeschlossen sind Kosten für Erkrankungen, deren Ursache genetisch ist.
- Mitwirkungspflicht/Obliegenheiten: Im Grunde genommen wird dort immer aufgeführt, dass du dich anständig um dein Tier kümmern musst. Dass du alles tun musst, um zu vermeiden, dass dein Tier krank wird. Also Dinge, die eigentlich selbstverständlich sind.
- GOT: Gebührenordnung der Tierärzte. So etwas wie eine Liste, welche Tierarztleistung in welcher Höhe berechnet werden soll.
- Selbstbeteiligung (SB): Ein Betrag, den du pro Versicherungsfall selbst bezahlen möchtest – die Versicherung zahlt dann nur den Teil der Tierarztrechnung, der über die Selbstbeteiligung hinaus geht. Verträge mit Selbstbeteiligung sind häufig deutlich günstiger.
- Versicherungsfall: Wenn die Versicherung aufgrund eines Vorfalls (also Erkrankung, Unfall, etc.) zahlen soll, handelt es sich um einen Versicherungsfall. Welchen Umfang der Versicherungsfall genau hat, hängt von den jeweiligen Tarifen ab, also ob bspw. Voruntersuchungen oder Nachbetreuung eingeschlossen ist.
Was ist versichert?
Versichert ist jede veterinärmedizinisch notwendig Operation und (teilweise) die im Zusammenhang mit der Operation entstehen Kosten. Dabei spielt es hier keine Rolle, ob die Operation durch eine Krankheit oder einen Unfall bedingt ist.
Versichert sind:
- die Kosten für veterinärmedizinisch notwendige Operationen (z.B. Kreuzbandriss, Unfall, auch Kaiserschnitt)
- Kosten für die notwendige Voruntersuchung (einschließlich der Untersuchungen, die überhaupt die Notwendigkeit einer Operation festgestellt hat)
- Kosten für die Nachbehandlung (bis zum 15. Tag)
- 2‑facher GOT-Satz (nur in schriftlich begründeten Ausnahmefällen auch bis zum 3‑fachen GOT-Satz)
- für notwendige Nacht- und Sondereinsätze bis zum 4‑fachen GOT-Satz
- notwendige Prothesen (die Versicherung beteiligt sich einmalig mit bis zu 500 €)
- Transportkosten oder Reisekosten des Tierarztes, wenn Transportunfähigkeit vorliegt
- Kosten für Behandlungen im europäischen Ausland und Mittelmeeranrainerstaaten, wenn der Aufenthalt nicht länger als sechs Monate war (Höhe richtet sich nach landesüblicher Vergütung, maximal GOT)
Im Grunde genommen haben andere Versicherungen, wie beispielsweise die AGILA, einen ähnlichen Umfang. Einige Versicherungen oder bestimmte Tarife legen Höchsterstattungen pro Operation fest.
Einschränkungen
Für OP-Kostenversicherungen gelten in der Regel Wartezeiten, also Zeiten, die nach Abschluss der Versicherung noch nicht versichert sind. Bei unserem Beispiel sind es folgende:
- 30 Tage: Versicherungsfälle aufgrund von Krankheiten oder Unfall
- 6 Monate: Versicherungsfälle aufgrund von Eingriffen wegen Entropium (Einstülpung des Lidrandes), Nabelbruch, Kastration/Sterilisation
- 18 Monate: Versicherungsfälle aufgrund von Ektropium (Auswärtsstülpung des Lidrandes), ED, fragmentierter Processus coronoideus medialis ulnae (eine Vorstufe der ED), HD, IPA (auch eine Vorstufe der ED), Kryptochismus, Patellaluxation (Kniegelenksverletzung), Radius Curvus (Wachstumsstörung im Bereich des Unterarms) – für diese Erkrankungen gilt: es ist nur ein solcher Versicherungsfall während der Vertragslaufzeit versichert!
- 24 Monate: für einen Kostenzuschuss zu einer notwendigen Prothese
Wobei es keine Wartezeit bei Versicherungsfällen aufgrund eines Verkehrsunfalls (den man sofort der Polizei melden muss) gibt.
Andere Versicherungen haben pauschale Regelungen (beispielsweise hat die AGILA grundsätzlich eine Wartezeit von drei Monaten, ausgenommen bei Unfällen).
Die Einschränkungen dokumentieren die Versicherungen in ihren Versicherungsbedingungen (BarmeniaDirekt, AGILA).
Ausgeschlossen
Ausgeschlossen sind Aufwendungen für:
- angeborene und genetische bedingte Fehlentwicklungen, die vor(!) Antragstellung bekannt waren (für zuvor nicht bekannte besteht Versicherungsschutz)
- kosmetische Eingriffe
- Zahnersatz und Korrekturen von Zahn- oder Kieferanomalien
- Diät- und Ergänzungsfuttermittel (auch dann nicht, wenn sie vom Tierarzt in der Nachversorgung angeordnet werden)
- Vitamin- und Mineralstoffpräparate (Achtung! Das spritzen Tierärzte sehr gerne, widersprecht!)
- Vorsatz (Leute… bitte niemals!)
- Epidemien / Pandemien
- Terror / Krieg, Naturkatastrophen…
- Kosten für Operationen im Zusammenhang mit dem Decken, der Trächtigkeit (einschließlich Scheinträchtigkeit) oder der Geburt (Ausnahme: Kaiserschnitt, dieser wird übernommen)
- Kastration/Sterilisation, es sei denn, es liegt ein körperlicher Grund vor
Unsere Nachzuchten beim Yellowstone Walk
Wann sollte oder kann ein Hund versichert werden?
Im Grunde genommen kann jeder Hund versichert werden – so lange er eindeutig erkennbar ist. Was hilfreich ist, wenn der Hund zum Zeitpunkt des Versicherungsabschlusses kerngesund ist. Denn Kosten aufgrund von Vorerkrankungen sind immer ausgeschlossen!
Anders gesagt: je jünger, desto besser.
Und wenn mein Hund älter wird?
Wie üblich, solltest du dich darauf einstellen, dass die Beiträge mit dem Alter des Hundes steigen. Hintergrund ist, dass schlussendlich mit dem Alter des Hundes auch die Risiken steigen, dass die Versicherung Kosten übernehmen muss. Um die monatlichen oder jährlichen Beiträge auf einem akzeptablen Niveau zu halten, werden solche Regelungen getroffen. Das muss einem nicht gefallen, aber wissen sollte man es.
Wie funktioniert die Erstattung?
Nachdem der Tierarzt seine Rechnung gestellt hat, kannst du die Rechnung der OP-Kostenversicherung einreichen. Ob du zuvor schon selbst bezahlt hast oder nicht, kannst du selbst entscheiden. Die BarmeniaDirekt bietet an, sofort mit dem Tierarzt oder der Tierklinik abzurechnen.
Kündigung
Nach Ablauf von 12 Monaten kannst du den Vertrag täglich kündigen. Die Versicherung kann ebenfalls kündigen, muss sich aber an eine Frist von einem Monat halten. Aber: Nach Ablauf von fünf Jahren kann die Versicherung nicht mehr kündigen!
Diese oder ähnliche Regelungen findest du in jedem Versicherungsvertrag für eine Krankenversicherung oder Operationskostenversicherung für Hunde.
Also – soll ich oder soll ich nicht?
Wie immer können wir dir nicht sagen, ob du eine Operationskostenversicherung abschließen solltest. Was wir aber wissen ist, dass Operationen bei Tieren sehr schnell 1.000 € und mehr kosten. Es kann dir ein Gefühl der Sicherheit geben, dass du jederzeit dazu in der Lage bist, deinem Hund eine notwendige Operation zu erlauben.
Wir sind keine Versicherungsexperten, unser Rat ist, wie immer, ohne Gewähr für Richtigkeit.