Stresssymptome bei Hunden / Welpen
Was ist Stress?
Stress ist ein Zustand, mit dem ein Lebewesen auf eine bestimmte Bedrohung reagiert. Stress ist aus evolutionärer Sicht eine über lebenswichtige Reaktion, um auf Reize entsprechend reagieren zu können. So wurde unter anderem auch die Anpassung an die Umwelt erreicht und die Lebewesen haben sich weiter entwickelt. Stress wird aber in der modernen Zeit nicht nur beim Menschen als negativ empfunden, auch Hunde leiden unter dem schnelllebigen Alltag.
Warum entsteht Stress?
Nach Abgabe unserer Welpen achten wir als Züchter darauf, wie sich die Hunde im neuen Umfeld verhalten und bei den meisten Haltern stellen wir fest, dass die Hunde mit einem extrem hohen Stresslevel leben. Bei jedem Wurf reden wir uns im wahrsten Sinne des Wortes den Mund fusselig und versuchen den neuen Familien klar zu machen, dass ihr Welpe mehr Ruhe benötigt. Gerade bei der Rasse Australian Shepherd ist Ruhe immens wichtig, damit die Welpen nicht zu hyperaktivem Nervenbündeln heranwachsen. Aber nicht selten erreichen uns schon bald die ersten Nachrichten, dass sich die Welpen erbrechen oder die Menschen zwicken – erste Anzeichen einer deutlichen Überlastung.
Aber warum ist das so? Ganz einfach, die meisten Hunde werden komplett überfordert, schließlich müsse der Neuankömmling doch jetzt alle Freunde & Bekannten kennenlernen und Hundekontakt bräuchte er auch dringend und ohne Unterbrechung, und außerdem wäre doch nur bis zum Alter von vier Monaten Zeit, um dem Hund alle Erlebnisse bekannt zu machen, die ihm später in seinem Leben begegnen (die sogenannte Sozialisierungsphase).
Nicht selten erleben wir deshalb, dass die Hunde viele der unten aufgeführten Stresssymptome zeigen, weil sie überall mithin geschleppt werden, Spazierengehen müssen wie die Großen und natürlich auch von Jedem 24h lang betüdelt werden müssen. Gerade bei Aussies und sicherlich auch bei vielen anderen aktiven Rassen ist dies ein Problem, da Aussies nie müde werden, sondern sie stets versuchen, ihrem Herrchen oder Frauchen alles recht zu machen.
Aber ihr dürft nicht vergessen, ihr habt ein Baby mit nach Hause genommen. Welpen brauchen, genau wie Kinder, viel Schlaf. Genau genommen gibt man bei Welpen eine Aktivitätszeit von fünf Minuten pro Lebensmonat an. Ein acht Wochen alter Welpe sollte also gerade einmal zehn Minuten Aktivität (das meint alles außer Schlafen) haben. Natürlich sind diese Werte nur Richtwerte, aber sich annähernd daran zu halten, ist sicherlich nicht verkehrt.
Alles, was der Welpe erlebt ist noch neu für ihn. Er ist ein unbeschriebenes Blatt, sodass ihn jede Aktion in Stress versetzt, weil er die Situation ja noch nicht kennt. Selbst Menschenkontakt stresst Hunde, auch wenn die Menschen denken, das ist doch nur ein bisschen Knuddeln. Man darf aber nicht vergessen, dass Hund & Mensch zwei verschiedene Spezies sind, die sich erst kennenlernen müssen und auch der Hund muss jeden neuen Menschen erst einschätzen und seine Verhaltensweisen einschätzen lernen. Auch Gerüche & Geräusche sind neu für die Kleinen.
Ganz ohne Stress und neue Eindrücke geht es natürlich nicht, schließlich muss sich der Hund über kurz oder lang in unserem Leben zurechtfinden, aber die Dosierung macht es.
Was empfehlen die Yellowstones?
Wir empfehlen jeder Welpenfamilie die Anschaffung einer geräumigen Hundebox. Eine Hundebox muss man sich vorstellen, wie einen Laufstall für Kinder. Sie ermöglicht es dir den Hund zur Ruhe zu bringen, hilft dir bei der Stubenreinheitserziehung & beim Alleineseinüben und verschafft dir zu guter Letzt auch mal eine Auszeit von der Beaufsichtigung deines Welpen. Welpen sind eben wie kleine Kinder und begeben sich schnell in Gefahr, wenn nicht ständig jemand auf sie aufpasst.
Erste Woche
Wir empfehlen euch die erste Woche im neuen Zuhause zu nutzen und den Hund an die Hundebox zu gewöhnen. Meist dauert es je nach Hundetemperament & eurem Durchhaltevermögen ca. zwei bis drei Tage bis der Hund die Box als seinen Schlaf- & Ruheplatz akzeptiert hat und sich darin zur Ruhe legt, ohne jedes Mal die Nachbarn zu belästigen…
Ihr benötigt auch die erste Woche, um euch aneinander zu gewöhnen. Stell dir vor, du fährst in den Urlaub und beziehst dort dein Hotelzimmer: Du musst dich von der Reise erholen, mit der neuen Sprache auseinandersetzen, dich darum kümmern, wann das Restaurant geöffnet hat und mit den Bräuchen des Landes klarkommen. Genau so geht es deinem Welpen auch. Er befindet sich in einer völlig fremden Umgebung, bei ihm mehr oder weniger unbekannten Menschen und seine Geschwister, Mama & natürlich auch die Züchter fehlen ihm (das wollen wir zumindest mal hoffen 🙂 ).
Sein Zeitplan gerät völlig außer Kontrolle und es werden plötzlich viele neue Anforderungen an ihn gestellt. Nutzt die erste Woche und lernt euch kennen, lernt den Namen und übt das Stubenrein werden und vor allem die Ruhe in der Hundebox. Je schneller der Hund die Box akzeptiert, desto weniger Stress hat er mit ihr. Auch ihr Menschen solltet euch die Zeit nehmen und eine Runde entspannen und ”Urlaub vom Alltag” machen, d.h. richtet euch darauf ein 24h beim Welpen sein zu können (Kühlschrank auffüllen nicht vergessen).
Zweite Woche
In der zweiten Woche beginnen meist schon die Welpenspielstunden und Hundekurse. An diesen Tagen sind die Welpen extrem gefordert und gestresst, deshalb solltest du danach Ruhe in der Hundebox für deinen Hund einplanen. Auch den Tag danach und davor empfehlen wir ruhig mit viel Schlaf anzugehen.
Wenn sich euer Rhythmus so weit eingependelt hat und dein Welpe ohne Meckern in der Hundebox zur Ruhe kommt, kannst du die ersten kurzen Ausflüge unternehmen. Sollte dies noch nicht der Fall sein, dann gönnt euch ruhig noch ein paar weitere Tage Erholung Zuhause. Achte darauf, dass die Ausflüge nicht länger als eine Stunde dauern. Ein Ausflug wäre z.B. ein Gassigang zu Pferden (wobei Gassigehen noch wesentlich kürzer gehalten werden sollte). Ein Besuch des Baumarktes z.B. (inkl. An- & Abfahrt), sollte nicht länger als eine Stunde dauern. Bedenke, dass selbst im Einkaufswagen oder im Auto mitfahren, neue Erlebnisse für deinen Welpen sind. Hunde werden nämlich durchaus auch vom aus dem Fenster schauen und Bäume & Autos zählen müde :-).
Wie du deinen Welpen an die Hundebox gewöhnst, erfährst du in unserem ”Welpen an die Box gewöhnen” Artikel.
Goldene Regel: Eigentlich gibt es eine ganz einfache Regel: Nur eine Aktion / Ausflug pro Tag, z.B. Besichtigung von anderen Tieren, Mitnahme in EIN Café oder EIN Geschäft, Besuch von Freunden etc.
Die Ausflüge / Aktionen sollten nicht länger als eine Stunde dauern. Den restlichen Tag und mindestens auch den Folgetag Ruhe einrichten durch Schlafen in der Hundebox. Bei den Aktionen solltest du deinen Welpen beobachten, wenn er vermehrt die unten genannten Stresssymptome zeigt, ist es wieder Zeit für eine Pause in der Hundebox und der Stress war schon zu viel für deinen Welpen!
Hunde verarbeiten, genau wie wir Menschen, durch Schlafen ihre Erlebnisse, deshalb ist Schlaf besonders wichtig! Zeige deinem Welpen langsam die Welt, es geht euch nichts verloren und ihr habt noch jede Menge Zeit gemeinsam durch die Welt zu gehen. Ich gehe z.B. mit unseren Junghunden erst in die Innenstadt, wenn sie einigermaßen stubenrein sind, das ist meist mit etwa sechs Monaten erst der Fall, sodass ich auch mal ein Geschäft betreten kann, ohne Angst haben zu müssen, dass der Hund sich dort verewigt. Auch bei unseren erwachsenen Hunden achte ich darauf, dass sie nicht zu viel Aktion bekommen, z.B. vermeide ich viel Besuch, wenn z.B. eine Hündin tragend ist oder die Mutterhündin die Welpen säugt. Sie dürfen dann auch mal entspannen 🙂
Welche Stresssymptome gibt es?
Nachfolgend findest du eine Zusammenstellung der häufigsten bei Hunden zu beobachtenden Stresssymptome. Ich habe versucht zu jedem Symptom Videos zu finden, damit du das Verhalten deines Hundes mit dem Video vergleichen kannst und besser einschätzen kannst, ob dein Hund gerade Stress erlebt. Zu einigen Symptomen habe ich dir auch hilfreiche Videos verlinkt, wie du mit diesem Verhalten umgehen könntest.
Schluckauf
Viele Hunde, vor allem Junghunde, zeigen Schluckauf als erste Reaktion auf Stress. Der Schluckauf ist ein Schluckreflex aus der fetalen Entwicklung, in der die Föten das Fruchtwasser geschluckt haben.
Rutebeißen & im Kreis drehen
Viele Hundehalter finden es süß, wenn der Welpe seine eigene Rute fängt und sich dabei wie wild im Kreis um die eigene Achse dreht. Dieses Verhalten ist aber keinesfalls süß, sondern ebenfalls ein Stresssymptom. Dieses Symptom sollte man unterbrechen, indem man den Hund kräftig antippt und ihn somit stört. Manchmal hilft auch ein beherzter ”Hey” Ruf. Es kann sonst zu ernsthaften Verhaltensproblemen führen, sodass der Hund dieses Verhalten ritualisiert immer wieder zeigt.
Gliedmaßenbeißen & Lecken
Manche Hunde bauen ihren Stress auch durch energisches Lecken & Beißen in die eigenen Gliedmaßen ab. Vor allem bei Aussies sieht man dieses Verhalten oft. Natürlich putzen sich Hunde auch so mal, ein Stresssymptom ist aber das wirklich energische, anhaltende Lecken & Knabbern der Pfoten, was sich nicht allzu leicht unterbrechen lässt.
Das Beknabbern der Pfoten kann in seltenen Fällen auch einen medizinischen Grund haben, z.B. können Demodex Milben die Ursache sein. Dies sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, wahrscheinlich zeigt dein aber Welpe gerade, dass er gestresst ist.
Gähnen
Hunde, die gestresst oder nervös sind, gähnen und schütteln dabei auch ihren Kopf als wollten sie etwas verneinen. Sie können aber auch das Gähnen ihres Menschen imitieren oder einfach nur müde sein. Gestresste Hunde bewegen aber meist den Kopf. In den Videos kann man es ansatzweise erahnen, normalerweise wird der Kopf aber richtig geschüttelt.
Starkes Hecheln
Hunde können nicht schwitzen, daher hecheln sie, um ihren Körper zu kühlen. Aufgeregte, gestresste Hunde hecheln ebenfalls. Je nach Stresslevel hängt die Zunge weit heraus und man erkennt, dass sich die Lefzen zu einem Wulst formen. Oftmals zeigen sie auch eine gebückte Körperhaltung und aufgerissene Augen und vermeiden den Blickkontakt.
Beißen & Anspringen bei Welpen
Überdrehte, gestresste Welpen verhalten sich wie knatschige Kinder, sie werden körperlicher. Sie springen ihre Bezugspersonen oft unkontrolliert an, zeigen dabei eine übertriebene Mimik, hecheln und beißen auch ihre Halter – ohne dass man sie zum Beißen animiert hat.
Der Schnauzengriff schafft unserer Erfahrung nach, bei richtiger Anwendung, die beste Abhilfe.
Bellen, Jaulen, Winseln & Zerstören von Gegenständen
Bellen, Jaulen & Winseln zeigen die Hunde oft in unangenehmen, unbekannten Situationen, z.B. beim ersten Mal Autofahren, oder wenn man mit ihnen das Alleinsein übt.
Da Stress über Kauen abgebaut wird und Kaubewegungen den Hund beruhigen, kommt es nicht selten vor, dass die Hunde die Einrichtung zerstören. Oftmals zeigen sich auch Beiß- oder Kratzspuren an den Türen, vorzugsweise an der Tür, durch die der Halter verschwunden ist.
Durchfall, Erbrechen & Appetitlosigkeit
Länger anhaltender Stress, z.B. durch den Umzug eines Welpen in ein neues Zuhause oder zu wenig Ruhe, schlägt bei Hunden auch oft auf den Magen-Darm-Trakt.
Viele Welpen fressen in den ersten Tagen nicht gut und erbrechen das Futter wieder oder leiden an Durchfall. Eine Abhilfe kann es sein, das Futter in einer ruhigen Umgebung, z.B. in einer Hundebox ggf. auch ohne Napf, anzubieten. Sollten diese Symptome länger anhalten (länger als ein Tag bei Welpen), kann es sich auch um eine Erkrankung, z.B. Giardien, handeln und es sollte der Tierarzt aufgesucht werden.
Leserfragen
Herzlichen Dank für die Infos.
Mein 3 Monate alter Welpe ist seit 8 Tagen bei uns und total überdreht. Alle schlechten Symptome, wie beschrieben passen genau zu Josy. Leider haben wir keinen Platz für eine Hundebox und auch haben wir noch 2 Hütehunde mit denen sie auch spielt.
Josy schläft am Tag vielleicht 4–5 Stunden, der Rest ist Chaos.
Hoffentlich können Sie mir helfen.
Eure Situation ist sehr stressig. Die optimalste Lösung wäre alle drei Hunde in Hundeboxen zu verfrachten, weil der Welpe sich das hoffentlich entspannte Verhalten der Althunde abschaut und so selber schneller zur Ruhe kommt. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass die älteren Hunde zur Box kommen (vermutlich um den randalierenden Junghund zu trösten) und dieser sich dann in seinem lärmenden Verhalten bestätigt fühlt.
Da ihr keinen Platz für eine Box habt, würde ich die Hunde vielleicht in verschieden Räume separieren, so dass der Welpe nicht ständig zum Spielen auffordert oder aufgefordert wird und mehr zur Ruhe kommt.
Ein Welpenauslauf ggfs. Blickdicht z.B. indem du eine Decke über die Gitter hängst, könnte auch helfen, ist bei euch aber vermutlich auf Grund des Platzes auch nicht möglich. Vorsicht, dass die Decke nicht angeknabbert wird, ggfs. besser von Außen Holzbretter etc. anbringen.
Hallo,
wir besitzen 2 Hunde. Einen Javanese Jorky und Theo ein Shitzu. Der Theo lebt nun seit Februar bei uns. Er ist ein sehr lieber Kerl leider hat er ein Problem, immer wenn wir ihn hochnehmen oder auch raus bitten, pinkelt er. Wir bekommen das nicht in den Griff. Wir bringen ihn ins Körbchen und beachten ihn dann erst mal nicht. Was können wir tun????? Wir brauchen da echt mal einen Rat, da wir schon den gefühlt 100dersten Teppich gekauft haben
Per Ferndiagnose kann ich eure Frage schwer beantworten. Es könnte sein, dass der Hund gelernt hat auf die Teppiche zu machen. Die erste Maßnahme wäre also schon mal die Teppiche zu entfernen. Ich vermute aber eher, dass der Hund so genanntes Unterwurfspinkeln zeigt. Vermutlich handelt es sich dabei um einen eher unsicheren Hund, der von seiner Unsicherheit ablenkt, in dem er unter sich macht. Angreifer würden sich jetzt mit dem Urin des Opfers befassen und das Opfer hat so die Möglichkeit zuflüchten. Am besten ignoriert man das Unterwurfspinkeln und wischt es kommentarlos weg, am besten dann, wenn der Hund es nicht sieht oder mitbekommt, ansonsten fühlt er sich darin bestärkt und wird weiterhin urinieren, wenn ihr ihn hochhebt.
Normalerweise hören Junghunde etwa mit einem Jahr damit auf unter sich zu machen, wenn man sie z.B. streichelt oder hochheben möchte.