Giardien – Dünndarmparasiten
Was sind Giardien?
Giardien sind hartnäckige, mikroskopisch kleine Dünndarmparasiten (Giardia intestinalis).
Sie stellen nicht nur für Säugetiere, Vögel & Reptilien eine Gefahr dar, sondern sind auch für den Menschen gefährlich. Die birnenförmigen Erreger lassen sich durch zwei Kerne erkennen, die wie ein Augenpaar aussehen und haften sich mit ihrer Bauchhaftscheibe, einem Art Saugnapf, an der Darmwand fest, um sich dort millionenfach zu vermehren.
Giardien sind hochinfektiös und werden paarweise in einer schützenden Hülle über den Kot ausgeschieden.
Durch diese schützende Hülle sind die Einzeller mehrere Wochen geschützt und können über verschmutztes Gewässer oder Nahrung in ihren neuen Wirt gelangen. Sie bleiben auf feuchten Böden bis zu sieben Wochen lang infektiös, in 4 °C kaltem Wasser sogar bis zu drei Monate.
Viele Lebewesen, darunter auch Menschen, beherbergen in ihrem Darm Giardien und scheiden sie über ihren Kot aus – fühlen sich dabei aber nicht krank. Andere leiden an Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall.
Etwa 10% der Hunde in guter, sauberer Haltung und 50% der Welpen sind betroffen!
Verbreitung
© Barutzki Freiburg
Symptome
Symptome treten vor allem bei Welpen oder Hunden mit geschwächtem Immunsystem auf. Ein typisches Anzeichen für Giardien ist starker, wiederkehrender Durchfall. Manchmal ist der Kot blutig, schaumig oder schleimig.
Vor allem junge Hunde erbrechen, verlieren dadurch an Gewicht und es kann auch zu Wachstumsstörungen und Hautentzündungen kommen. Meist haben diese Tiere auch ein mattes & stumpfes Fell. Auch Appetitlosigkeit tritt häufig auf.
Typischer Giardienkot: Schaumig, dünnflüssig, teilweise mit Blut versetzt, übel riechend
Ansteckungsgefahr
Die Hunde stecken sich über den infizierten Kot, besiedeltes Wasser oder Nahrung, sowie den Kontakt zu erkrankten Hunden mit Giardien an – zum Beispiel, indem sie infizierte Hunde ablecken. Vermutlich reicht die Aufnahme von 10 Zysten bereits aus, um den Hund zu infizieren. Beim Hund herrschen die hundespezifischen Genotypen D und C vor, manchmal findet man aber auch den Gentyp A, der auch für den Menschen gefährlich ist (nur bei etwa 2–7 % der Giardien-positiven Hunde wurde der Gentyp A nachgewiesen).
Der Kot junger Hunde ist besonders infektiös, da er in der Regel große Mengen an Giardien-Zysten enthält. Erkrankte Tiere scheiden bis zu 107 Zysten pro Gramm Kot aus. Diese bleiben zum Teil auch in der Analregion im Fell kleben, sodass es auch zu einer ständigen Infektionswiederholung (Reinfektion) des gleichen Tieres beim Belecken kommt. Die Präpatenz – der Zeitraum von der Infektion bis zur ersten Ausscheidung der Zysten – beträgt 4 bis 15 Tage.
Giardien und auf dem letzten Bild Kokzidien unter dem Mikroskop
Diagnose
Nach der Allgemeinuntersuchung des Hundes überprüft der Tierarzt mithilfe von Schnelltests oder dem sogenannten ELISA Labortest den Kot des Hundes, um die Giardien nachzuweisen. Bei manchen Fällen entnimmt der Tierarzt bei einer Darmspiegelung Flüssigkeit aus dem Zwölffingerdarm. Modernere Verfahren sind der Koproantigentest, bei dem ein Giardien-spezifisches Antigen (GSA65) nachgewiesen wird, sowie der DNA-Erregernachweis mittels Polymerase-Kettenreaktion.
Eine aktuelle deutsche Studie an Kotproben von 24.677 Hunden zeigte eine Befallshäufigkeit von 18,6 %, womit Giardia intestinalis der mit Abstand häufigste Endoparasit überhaupt war.
Giardienstämme
Giardien kommen in verschiedenen Stämmen vor, die unterschiedliche Spezien als Wirt haben. Giardien können zoonotisch, also auf den Mensch übertragbar sein, wenn das Haustier mit dem passenden Giardienstamm (A oder B) infiziert ist.
Bei den Hunden treten am Häufigsten die Stämme C und / oder D auf. Katzen leiden oft am F Stamm. Die roten Balken bei dem Katzen Diagramm zeigen die zoonotischen Erreger auf den Menschen an, es ist also wesentlich wahrscheinlicher sich als Mensch bei einer Katze anzustecken als bei einem Hund.
Interessant ist aber auch die Hundegrafik, die fast ebenso viele Infektionen bei zufällig ausgewählten Hunde anzeigt, obwohl diese keine Symptome zeigen, aber die Zysten natürlich munter in ihre Umwelt ausscheiden und damit womöglich andere Tier anstecken.
Von welchem Giardien Stamm dein Haustier befallen ist, kannst du auch über ein Labor z.B. beim Tierarzt testen lassen.
Giardienstämme von Hund & Katze
- Mensch / Hund: A, A1, A2, B, B3, B4
- Hund: C, D
- Huftiere: E
- Katzen: F
- Nager: G
Es sind also nur die Stämme A und B zoonotisch. Die meisten Hunde erkranken aber an C und / oder D, selten am Stamm A, so dass man sich als Mensch wenig Sorgen machen muss selbst zu erkranken. Andere Haustiere gerade Katzen haben aber ein relativ hohes Risiko zu erkranken, da Katzen für viele Stämme empfänglich sind. Nur wenn der Hund mit dem C Stamm betroffen ist, ist die Katze als ”save” anzusehen.
Behandlung & Vorbeugung
Giardien werden mit speziellen Wurmkuren mit den Inhaltsstoffen Fenbendazol, Metronidazol oder Febantel behandelt. Geeignet ist z.B. die Wurmkur Panacur oder Drontal flavor Plus. Der Hund wird in der Regel mehrere Tage behandelt und die Wurmkur muss meist zwei bis drei Wochen später noch einmal wiederholt werden. Leben mehrere Tiere im Haushalt müssen alle Tiere behandelt werden, um eine Neuinfektion zu vermeiden!
Der Hund sollte während der Behandlung kohlenhydratarmes Futter ohne Milchprodukte bekommen.
Um eine erneute Infektion zu vermeiden, müssen strikte Hygienevorschriften eingehalten werden. Die Hygiene und Desinfektion sind extrem wichtig, um die Giardien erfolgreich zu bekämpfen. Das Tier infiziert sich sonst immer wieder erneut.
Zur täglichen Hygiene gehören:
- den Kot einzusammeln und im Hausmüll zu entsorgen.
- Die Kotstellen desinfizieren
- Liegeplätze, Spielzeug & Näpfe sollten desinfiziert werden
- Fußböden ebenfalls mit Desinfektionsmittel oder Dampfreiniger reinigen
- den Hund täglich baden
- regelmäßig die Hände waschen, nachdem du den Hund gestreichelt hast
Wichtig ist die gereinigten Flächen trocken zu legen, da Giardien sich gerade in Feuchtigkeit besonders gut vermehren.
Die richtigen Desinfektionsmittel sind extrem wichtig, um die Giardien zu bekämpfen. Herkömmliche Desinfektionsmittel für den Hausgebrauch töten Giardien nicht ab, daher musst du zu Chloramid‑T Desinfektionsmitteln greifen z.B. Halamid. Weitere wirksame Desinfektionsmittel sind z.B.
- Endosan Forte,
- S Neu,
- Neopredisan,
- 135–1
- ViPiBaX Giardien Ex Wischkonzentrat
Stofftiere und Liegeplätze kannst du bei über 60 °C waschen. Räume lassen sich besonders leicht mit einem Ozongerät reinigen (Achtung: Alles was lebt und alles essbare sollte vor Einsatz des Ozongerätes aus dem Raum entfernt werden, ggfs. auch Rauchmelder abmontieren, danach den Raum gut lüften).
Ich würde dir auch empfehlen den Garten mit einem Drucksprühgerät (am besten mit Akku) und Desinfektionsmittel einzusprühen, damit du auch draußen alle Giardien beseitigt hast. Die Kotstellen großflächig ebenfalls nach jedem Kotabsatz einsprühen oder mit kochend heißem Wasser übergießen. Fußböden können auch mit einem Dampfreiniger gereinigt werden.
Bei Spaziergängen sollte der Hund von Spielplätzen & Sandkästen ferngehalten werden, um Kinder nicht zu gefährden sich mit dem Giardien Typ A anzustecken.
In den USA ist ein Impfstoff gegen die Giardiose verfügbar (GiardiaVax®).
Nach der aggressiven Behandlung mit Entwurmungsmitteln etc. muss die zerstörte Darmschleimhaut des Hundes wieder aufgebaut werden, um das Immunsystem des Hundes zu stärken und eine erneute Infektion zu vermeiden. Bactisel ist z.B. ein geeignetes Pulver, das die Darmschleimhaut wieder stabilisiert.
Therapien
Zur Giardiosetherapie ist in Deutschland beim Hund nur Fenbendazol (z.B. Panacur® Fa. Intervet) zugelassen (wobei, wenn man etwas googelt, findet man noch weitere Medikamente, aber hauptsächlich wird (leider) erst Mal Panacur verschrieben – Panacur ist sehr oft nicht mehr wirksam gegen Giardien und der Hund leidet an noch stärkerem Durchfall und Erbrechen).
Dosierung
Hund / Katze: Fenbendazol
50 mg/kg/Tag p.o. an (3 –) 5 aufeinander folgenden Tagen dann je nach Tierarztmeinung zwischen 3 und 10 Tage Pause (die Packungsbeilage empfiehlt 10 Tage Pause) und dann erneute Panacurbehandlung. Kosten ca. 80 €.
Wirksam sind auch
Hund: Febantel/Pyrantelembonat/Praziquantel (Drontal flavor Plus®) 1⁄2 Tablette/5 kg/Tag p.o. an 2 aufeinander folgenden Tagen.
Hund / Katze: Metronidazol 12,5 – 25 mg/kg 2x täglich p.o. an 5 aufeinander folgenden Tagen
Kontrolluntersuchung 5 – 7 Tage nach Therapieende. Wiederholte Behandlungen je nach klinischem Bild und Ergebnis der Kontrolluntersuchung.
Bezugsquelle
Panacur Tabletten bekommst du entweder von deinem Tierarzt oder du kannst Fenbendazol auch online unter folgenden Links bestellen:
Aus Erfahrungen im Bekanntenkreis gibt es noch ein Antibiotikum namens Metronidazol, dieses wird von den Erregern selber zu Zwischenprodukten umgebaut, welche die DNA des Erregers schädigen und so eine ”Fortpflanzung” / Zellteilung verhindern. Es verhindert also die Vermehrung des Erregers. Explizit wird erwähnt, dass es die Giardien aber nicht abtötet, deshalb darf der Hund keine Kohlenhydrate während der Behandlung zu sich nehmen, damit die Giardien ”verhungern”. Diese Behandlung kostet 2,60 € – ja ihr habt richtig gelesen!
Dosierung
25 bis 65 mg /kg einmal täglich 5 Tage hintereinander
Es darf aber nicht bei tragenden oder laktierenden Tieren und auch nicht bei ZNS & Lebererkrankungen angewendet werden.
Ich persönlich würde sofort zu diesem Antibiotikum greifen, da es offenbar besser / für mich logischer wirkt, günstiger ist und der Hund keinen noch verstärkten Durchfall hat, wie das bei Panacur oft zu beobachten ist!
Bezugsquelle
Metronidazol bekommst du natürlich auch von deinem Tierarzt, du kannst es aber auch online aus Asien unter dem Namen Flagyl bestellen. Lieferzeit dauert aber mehrere Wochen:
Es gibt offenbar auch Giardien Stämme, die bereits sowohl gegen Panacur als auch Metronidazol immun sind und Resistenzen ausgebildet haben, dann kann man das Medikament Spartrix (Wirkstoff Carnidazol) verwenden. Dieses Medikament wurde ursprünglich bei Tauben eingesetzt, kann aber auch für den Hund oder die Katze verwendet werden.
Dosierung
Im Internet habe ich die Dosierung von 1 Tablette pro 500g KGW (Körpergewicht) gefunden. Meist ist eine einmalige Gabe ausreichend, da der Hund aber sehr viele Tabletten nehmen muss (bei 20 kg KGW sind es immerhin 40 Tabletten!), ist dieses Mittel nur für kleine Hunde bzw. Welpen zu empfehlen.