Demodex Milben

...bald ist es so weit - wir erwarten Welpen...

Demodex Milben – Canine Demodikose

Was sind Demodex Milben?

Die De­mo­di­ko­se ist eine häu­fig her­vor­ge­ru­fe­ne Haut­er­kran­kung der Hun­de (sel­ten kommt sie auch bei Kat­zen vor). Sie ent­steht durch die über­mä­ßi­ge Ver­meh­rung der Haar­balg­mil­be (Der­mo­dex Ca­nis) und kann nur Tei­le oder den gan­zen Kör­per be­tref­fen. Je­der Hund hat die­se Mil­ben an sei­nem Kör­per, die Krank­heit ent­steht aber nur, wenn der Hund ein ge­schwäch­tes Ab­wehr­sys­tem hat. Das kann z.B. durch die Ein­nah­me von Kor­ti­son, Un­ter­drü­ckung der Läu­fig­keit durch Hor­mo­ne, Stress, star­ke Ver­wur­mung oder an­de­re In­fek­ti­ons­krank­hei­ten pas­sie­ren. Wenn äl­te­re Hun­de be­trof­fen sind, soll­te ge­klärt wer­den, ob sie an ei­nem Tu­mor leiden.

Ursache & Entstehung

Ur­sa­che für die Krank­heit ist die wirts­spe­zi­fi­sche De­mo­dex Mil­be – sie ist etwa 250 bis 300 µm lang und 40 µm breit und ist des­halb nur un­ter dem Mi­kro­skop zu erkennen.

Sie ist ein Pa­ra­sit, der sich in den Haar­fol­li­keln und den Talg­drü­sen ver­mehrt. Sie er­näh­ren sich von Talg, Ge­webs­flüs­sig­keit und den to­ten Haut­zel­len. Die weib­li­chen Tie­re le­gen Eier, die sich über ein Lar­ven- und Nym­phen­sta­di­um zu er­wach­se­nen Mil­ben ent­wi­ckeln. Der ge­sam­te Ent­wick­lungs­zy­klus dau­ert 20–35 Tage. Die­se Pa­ra­si­ten be­nö­ti­gen ih­ren Wirt, da sie ohne ihn schnell ab­ster­ben, au­ßer­dem pro­du­zie­ren sie kei­nen Kot, so­dass sie kaum eine Im­mun­ant­wort des Wir­tes provozieren.

Die Über­tra­gung fin­det zu­meist schon im Al­ter von we­ni­gen Le­bens­ta­gen von der Mut­ter auf die Wel­pen statt. Eine In­fek­ti­on bleibt meist aber sym­ptom­los. Die Über­tra­gung von Hund zu Hund oder von Hund auf den Men­schen gilt als unwahrscheinlich.

Zum Aus­bruch der Krank­heit kommt es erst viel spä­ter, wenn die Mil­ben sich ver­meh­ren. Be­trof­fe­ne Jung­tie­re ha­ben kei­ne Stö­rung des Im­mun­sys­tems, son­dern le­dig­lich eine Ver­min­de­rung der T‑Zell Im­mu­ni­tät (die un­ter Um­stän­den aber nur eine Fol­ge der Er­kran­kung sein kann). Äl­te­re Tie­re zei­gen meist eine Stö­rung des Im­mun­sys­tems z.B. durch Tu­mo­re, Über- oder Un­ter­funk­tio­nen von Or­ga­nen, Man­gel­er­näh­rung etc.

Die Mil­ben ver­ur­sa­chen eine Schä­di­gung der Haar­fol­li­kel, was sich durch eine Stö­rung des Haar­bil­des meist aus­fal­len­des Haar zeigt. Es sind vor al­lem eng­li­sche & fran­zö­si­sche Bull­dog­gen, Möp­se, Do­ber­män­ner, Deut­sche Schä­fer­hun­de und ei­ni­ge Ter­ri­er betroffen.

Es scheint eine in­di­vi­du­el­le ge­ne­ti­sche Dis­po­si­ti­on bei ei­ni­gen Ras­sen zu geben.

De­mo­dex Milbe
Quel­le: Kalu­met [CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

De­mo­dex Milben

Die­ses Tier­arzt Vi­deo zeigt ei­ni­ge Ver­läu­fe der Erkrankung.

Der­mo­to­se beim Hund

In die­sem Vi­deo be­han­delt der deut­sche Tier­arzt ei­nen Hund ei­nes eng­lisch spre­chen­den Hun­de­hal­ters, der an Der­ma­to­se leidet.

Mil­ben un­ter dem Mirkoskop

Die­ses Vi­deo zeigt in­ter­es­san­te Auf­nah­men der De­mo­dex Mil­be un­ter dem Mikroskop.

Symptome

Die ers­ten An­zei­chen ei­ner De­mo­di­ko­se ist meist Haar­aus­fall. Häu­fig tritt an den be­trof­fe­nen Stel­len auch eine Talg- oder Schup­pen­bil­dung auf. Spä­ter kann es auch zu ei­ner Grau­fär­bung kom­men und cha­rak­te­ris­tisch ist, dass kein Juck­reiz auf­tritt. Bei Jung­tie­ren über 18 Mo­na­ten be­gin­nen die Ver­än­de­run­gen zu­meist im Ge­sichts­be­reich und / oder an den Glied­ma­ßen. Meis­tens heilt die Er­kran­kung von al­lei­ne wie­der ab, sie kann sich aber auch zu ei­ner ge­ne­ra­li­sier­ten De­mo­di­ko­se verändern.

Bleibt die Er­kran­kung un­be­han­delt ent­steht meist noch eine bak­te­ri­el­le Se­kun­där­in­fek­ti­on durch Sta­phy­lo­kok­ken und an­de­re Ein­zeller. Ge­le­gent­lich kommt es auch zur Pus­tel­bil­dung. Wenn die Bak­te­ri­en in die Haut ein­drin­gen, ent­ste­hen eit­ri­ge Haut­ent­zün­dun­gen und die Lymph­kno­ten schwel­len an.

Es gibt noch zwei Son­der­for­men der Er­kran­kung: Der Be­fall der Füße und der Ohren.

Bei den Fü­ßen (Po­do­de­mo­di­ko­se) äu­ßert sich die Krank­heit in ro­ten Schwel­lun­gen der Zwischenzehbereiche.

Der Be­fall der äu­ße­ren Ge­hör­gän­ge wird vor al­lem bei ei­ner ge­ne­ra­li­sier­ten De­mo­di­ko­se be­ob­ach­tet und zeigt sich durch ein bräun­li­ches Se­kret. Hier ist die Li­te­ra­tur sich aber nicht ganz ei­nig: Man­che Quel­len spre­chen auch erst von ei­ner Ge­ne­ra­li­sie­rung, wenn die Er­kran­kung mit ei­nem zu­sätz­li­chen eit­ri­gen Bak­te­ri­en­be­fall einhergeht!

Dan­ke an Sil­via Ober­mül­ler für die Fotos!

Behandlung

Die De­mo­di­ko­se wird durch ein Haut­ge­schab­sel un­ter dem Mi­kro­skop und der Sich­tung von le­ben­den Mil­ben nach­ge­wie­sen. Eine lo­ka­le Er­kran­kung bil­det sich bei Jung­tie­ren in 90% der Fäl­le wie­der spon­tan zu­rück. Eine Be­handlung ist in der Li­te­ra­tur um­strit­ten, zum ei­nen wird sie emp­foh­len, um eine Ge­ne­ra­li­sie­rung aus­zu­schlie­ßen, zum an­de­ren emp­fiehlt man die Ge­ne­ra­li­sie­rung abzuwarten.

Gels & Waschbehandlung

Wirk­stof­fe ge­gen De­mo­di­ko­se sind Ben­zo­pyl­per­oxid, Chlor­he­xi­din, Ro­te­non und Amit­raz. Eine lo­ka­le Be­handlung durch Auf­tra­gen von Gels ist meist aus­rei­chend. Au­ßer­dem wird eine re­gel­mä­ßi­ge Wasch­be­hand­lung empfohlen.

Lang­haa­ri­ge Hun­de wer­den bei star­kem Be­fall oft ge­scho­ren, da­mit die Wirk­stof­fe in die Haut ein­drin­gen können.

Spot-On

Seit 2009 gibt es ein Spot-On mit Amit­raz, das nur alle 14 Tage auf­ge­tra­gen wer­den muss. Die­ses Spot-On führt in 80% der Fäl­le zur voll­stän­di­gen Hei­lung. In 40 % der Fäl­le tre­ten Ne­ben­wir­kun­gen wie Ab­ge­schla­gen­heit und Juck­reiz auf. Ge­le­gent­lich kommt es zu schwe­ren Ne­ben­wir­kun­gen wie Fress­un­lust und Ata­xie so­wie ver­mehr­ter Durst und Harn­ab­satz. Da Amit­raz zu Er­hö­hung des Blut­zu­cker­spie­gels führt, ist es für Dia­be­ti­ker Hun­de nicht anzuwenden.

Ivermectin, Moxidectin & Milbemycinoxim

Wenn Amit­raz nicht ver­tra­gen wird oder die Tie­re mit die­sem Me­di­ka­ment nicht be­han­delt wer­den kön­nen, greift man auf Iver­mec­tin, Moxi­dec­tin & Mil­be­my­cin­oxim zu­rück. Zu be­ach­ten ist, dass die­se Stof­fe nicht bei MDR1-De­fekt Hun­den wie z.B. bei Aus­sies an­ge­wen­det wer­den dür­fen. Die Be­handlung von Mil­be­my­cin­oxim ist sehr kos­ten­in­ten­siv, da die Be­handlung 70 Tage dau­ert. Stu­di­en ha­ben ge­zeigt, dass eine ein­ma­li­ge Gabe von Flu­ralaner gute Be­hand­lungs­er­geb­nis­se erzielt.

Zur Un­ter­stüt­zung wird oft Vit­amin E verabreicht.

Formen der Demodikose

Lokalisierte spontane Form

Die­se Form tritt bei ju­gend­li­chen, pu­ber­tie­ren­den Hun­den auf und zeigt sich nor­ma­ler­wei­se durch bis zu 5 haar­lo­se, haar­ar­me, meist nicht ju­cken­de Stel­len am Kopf & Hals­be­reich (sel­te­ner auch an den Glied­ma­ßen und Rumpf). Die­se De­mo­di­ko­se bei Jung­hun­den führt zu ei­ner Spon­tan­hei­lungs­ra­te von 90 %! Sie ist nach heu­ti­gem Wis­sens­stand nicht erb­lich! Es gibt Hun­de, die als Wel­pen an der lo­ka­len Form er­krankt sind, da­nach aber nie wie­der Be­schwer­den hat­ten. Man nimmt an, dass Wel­pen die­ser Hun­de kein er­höh­tes Ri­si­ko tra­gen. Es wird kei­ne Be­handlung emp­foh­len. Der Krank­heits­ver­lauf soll­te nur durch ein Haut­ge­schab­sel alle 2–3 Wo­chen über­wacht werden.

Generalisierte Form, iatrogener oder spontaner Immunsuppression

Die­se Form tritt bei äl­te­ren Hun­den auf und wird häu­fig durch immum­sys­tem­schwä­chen­de Me­di­ka­men­te wie z.B. Glu­ko­kor­ti­ko­ide oder Zy­to­sta­ti­ka verursacht.

Spon­tan tritt sie bei bös­ar­ti­gen Tu­mor­er­kran­kun­gen (Lym­pho­sar­kom, Hä­man­gio­sar­kom, Mam­ma-Ade­no­kar­zi­nom), schwe­ren Stoff­wech­sel­stö­run­gen (Dia­be­tes mel­li­tus oder Cus­hing-Er­kran­kung) und ei­ni­gen Le­ber­er­kran­kun­gen auf. In Ein­zel­fäl­len kann die De­mo­di­ko­se äu­ßer­li­cher An­zei­chen der­ar­ti­ger Er­kran­kun­gen bis zu 12 Mo­na­ten vor­aus­ei­len, so dass ent­spre­chen­de eng­ma­schi­ge Un­ter­su­chun­gen des Pa­ti­en­ten an­zu­ra­ten sind.

Lokalisierte, iatrogene Form

Eine lo­ka­le De­mo­di­ko­se kann auch, un­ab­hän­gig vom Al­ter, durch eine Gabe von Kor­ti­son oder De­pot-Ges­ta­ge­ne zur Läu­fig­keits­un­ter­drü­ckung aus­ge­löst wer­den. Meist tre­ten Haut­ver­än­de­run­gen an der seit­li­chen Brust­wand oder Flan­ke auf, dort wo die In­jek­tio­nen statt­ge­fun­den ha­ben. Es tre­ten die glei­chen Sym­pto­me auf, aber es kann durch das Kor­ti­son noch zu ei­ner Art Per­ga­ment­haut kom­men. Die Sym­pto­me kön­nen sich sehr lan­ge bis zu ei­nem Jahr, bis das Ges­ta­gen De­pot auf­hört zu wir­ken, hin­zie­hen. Auch hier soll­te ein Haut­ge­schab­sel vor­ge­nom­men wer­den, fin­det sich kei­ne Ent­zün­dung, ist kei­ne Be­handlung er­for­der­lich. Fin­den sich Bak­te­ri­en und vie­le le­ben­de Mil­ben, soll­te auf die üb­li­che Wei­se be­han­delt wer­den. Vie­le Tier­hal­ter las­sen das De­pot­prä­pa­rat chir­ur­gisch wie­der ent­fer­nen, um die meh­re­re Mo­na­te an­dau­ern­de Hei­lung zu be­schleu­ni­gen. Auch hier muss züch­te­risch nicht ein­ge­grif­fen werden!

Pododemodikose

Die­se Form ist eine Son­der­form, die die Pfo­ten be­trifft. Häu­fig sind die Pfo­ten ge­schwol­len und sehr schmerz­haft, dazu kom­men tie­fe bak­te­ri­el­le In­fek­tio­nen und wech­seln­de Lahm­hei­ten. Manch­mal äu­ßert sich die Er­kran­kung ein­fach in Füße-Le­cke auf­grund des Juck­rei­zes. Be­trof­fen sind Neu­fund­län­der, Bern­har­di­ner, Deut­sche Dog­gen, Bob­tails und an­de­re gro­ße Ras­sen so­wie West­high­land White-Ter­ri­er. Die Po­do­de­mo­di­ko­se (De­mo­di­ko­se der Pfo­ten) kann ent­we­der als Re­likt (Über­bleib­sel) ei­ner frü­he­ren ge­ne­ra­li­sier­ten De­mo­di­ko­se oder als ei­gen­stän­di­ges Pro­blem ohne Ver­än­de­run­gen am rest­li­chen Kör­per auf­tre­ten. Die Be­handlung er­folgt ent­we­der lo­kal oder sys­te­misch wie bei der ge­ne­ra­li­sier­ten De­mo­di­ko­se geschildert.

Generalisierte, erbliche Form

Die­se Form tritt bei Hun­den bis 1 1/2 bis 2 Jah­re auf. Bei die­sen Pa­ti­en­ten kann man ohne eine er­wor­be­ne Im­mun­sys­tem­schwä­chung von ei­ner ver­erb­ten Form (au­to­so­mal-re­zes­siv wahr­schein­lich) aus­ge­hen. Für die ge­ne­ra­li­sier­te, erb­li­che De­mo­di­ko­se gel­ten u.a. fol­gen­de Ras­sen als prä­dis­po­niert: Bob­tail, Col­lie, Af­gha­ne, DSH, Co­cker, Do­ber­mann, Dal­ma­ti­ner, Deut­sche Dog­ge, Eng­li­sche Bull­dog­ge, Fran­zö­si­sche Bull­dog­ge, Bull­ter­ri­er, Bos­ton-Ter­ri­er, Da­ckel, Chi­hua­hua, Bo­xer, Mops, Shar-Pei, Bea­gle und Eng­li­scher Pointer.

Die Haut­ver­än­de­run­gen äu­ßern sich zu­nächst durch Haar­ver­lust mit Schup­pen­bil­dung und Rö­tung der Haut. Der Kopf, manch­mal mit Ver­än­de­run­gen, die ei­ner Bril­len­bil­dung äh­neln, und die Vor­der­bei­ne sind häu­fig als ers­tes be­trof­fen. Eine Ge­ne­ra­li­sie­rung er­folgt meist sehr rasch. Bak­te­ri­el­le Se­kun­där­in­fek­tio­nen tre­ten re­gel­mä­ßig auf und sind ent­we­der ober­fläch­lich mit Pa­peln, Pus­teln, häu­fig mit Juck­reiz oder tief mit Fu­run­keln, Zel­lu­li­tis, Öde­men, Fis­tel­bil­dung und Schmerz. Auch die Bil­dung von Mit­es­sern so­wie Ver­hor­nungs­stö­run­gen wer­den be­ob­ach­tet. Nicht sel­ten kommt es zu ei­ner Schwel­lung al­ler Kör­per­lymph­kno­ten so­wie schwe­ren All­ge­mein­stö­run­gen und Fie­ber. Durch Bak­te­ri­en­to­xi­ne und Ent­zün­dungs­me­dia­to­ren wer­den auch an­de­re Or­ga­ne ge­schä­digt. Durch die Blut­ver­gif­tung kann es zum Tod des Pa­ti­en­ten kommen.

Die Be­handlung ist lang­wie­rig und 4–6 Mo­na­te und er­for­dert eine in­ten­si­ve Zu­sam­men­ar­beit von Arzt & Hal­ter. Ob­wohl der Erb­gang der her­edi­tä­ren ge­ne­ra­li­sier­ten De­mo­di­ko­se nicht ge­klärt ist, soll­ten Hun­de mit die­ser Er­kran­kung so­wie de­ren El­tern­tie­re von der Zucht aus­ge­schlos­sen wer­den. Hün­din­nen sol­len kas­triert wer­den, zu­mal sich die Er­kran­kung un­ter dem Ein­fluss von Läu­fig­keit, Pseu­do­gra­vi­di­tät, Gra­vi­di­tät und Lak­ta­ti­on ver­schlim­mern kann.

Weiterführende Literatur


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