Canines Herpesvirus Typ 1
Inhalt
- 1 Was ist das Canine Herpesvirus Typ 1?
- 2 Symptome & Ansteckung
- 3 Symptome bei Welpen
- 4 Behandlung & Vorbeugung
- 5 Herpes und tragende Hündinnen und die Gefahren
- 6 Verbreitung
- 7 Herpes Impfung für trächtige Hündinnen
- 8 Impfintervalle
- 9 Infizierten Würfe ohne Impfung
- 10 Literatur zum Thema
- 11 Leserfragen
- 12 Weiterführende Literatur
Was ist das Canine Herpesvirus Typ 1?
Das Canine Herpesvirus Typ 1 ist ein Herpes Virus, das speziell den Hund befällt. Herpes Viren sind für jede Tierart spezifisch, d.h. der Hund kann sich z.B. nicht beim Menschen anstecken.
Besonders gefährlich ist das Virus, wenn eine erkrankte Hündin trächtig ist und Welpen zur Welt bringt. Der Canine Herpes Virus ist der Hauptgrund für plötzliches Welpensterben kurz nach der Geburt oder für sehr kleine Würfe oft auch mit Totgeburten.
Symptome & Ansteckung
Hunde stecken sich über den Kontakt durch Schnüffeln und Belecken mit anderen Hunden an, z.B. in der Hundeschule auf Hundeplätzen, oder ganz einfach über die Kontaktaufnahme beim Deckakt.
Der Erreger wird hauptsächlich über die Schleimhäute in Maul- und Nasengegend übertragen – und nicht wie häufig fälschlicherweise angenommen wird über die Schleimhäute an den Geschlechtsorganen: Das Virus kann viel einfacher über die Atemwege in den Organismus eindringen.
Ist ein Hund erst einmal infiziert, ist er lebenslang Träger des Virus.
Die Infektion geht meist unbemerkt vorüber: Manchmal zeigen die Hunde leichte Erkältungssymptome wie leichter Schnupfen (Nasenausfluss) und Husten.
Symptome bei Welpen
Folgende Symptome treten bei den Welpen innerhalb von 24 bis 76 Stunden nach der Geburt auf:
- Schwäche, Saugunlust, anhaltendes Wimmern
- Gewichtsabnahme
- punktförmige Blutungen auf Schleimhäuten
- blutiger Durchfall
- Erbrechen
- Schmerzhafter Bauch
- Atemnot durch Mangel an roten Blutkörperchen
Ansonsten macht das Virus dem adulten Hund keine großen Probleme und ist für den einzelnen Hund nicht sonderlich gefährlich.
Das Problem an diesem Virus – und das macht ihn so heimtückisch – ist aber seine Möglichkeit, sich in die Nervenganglien zurückzuziehen und dort unsichtbar (inaktiv) und nicht nachweisbar zu verbleiben. Erst wenn der Hund wieder unter Stress (Schwächung des Immunsystems, Sekundärinfektionen, Hormonänderungen bspw. durch die Trächtigkeit) leidet, kommt das Virus erneut zum Vorschein und sucht sich einen neuen Wirt.
Das Virus hat also Ruhe- und Aktivitätsphasen, in denen sich das Virus weiter vermehrt oder in denen es unauffällig im Wirt weiterlebt.
Schema Herpes Virus © Yellowstoneaussies
Behandlung & Vorbeugung
Leider lässt sich das Canine Herpes Virus nicht behandeln und auch nicht dagegen vorbeugen.
Es gibt eine Impfung, die trächtigen Hündinnen verabreicht werden kann. Aber eigentlich ist der Begriff Impfung nicht korrekt, da Laien vermuten würden, dass die Impfung verhindern würde, dass der Hund sich mit dem Erreger ansteckt, wie es zum Beispiel bei Staupe und anderen Krankheiten der Fall ist. Dem ist nicht so: Der Hund steckt sicher weiterhin an/bleibt weiterhin erkrankt aber durch die hohe Anzahl an Antikörpern, die er durch die Impfung erhalten hat, ist sein Nachwuchs mit geschützt. Die Impfung verhindert aber nicht, dass der Hund weitere Hunde ansteckt!
Theoretisch ist es möglich durch vorbeugendes Desinfizieren des Wurfbereichs den Virus zu bekämpfen/abzutöten. Das könnte, wenn man alle Viren erwischt, eine Neuinfektion abwenden. Aber wenn ein Hund bereits erkrankt ist, wird das Desinfizieren nicht helfen.
Diverse Würfe und frisch geborene Welpen
Herpes und tragende Hündinnen und die Gefahren
Wenn eine mit Herpes infizierte Hündin tragend wird, ist dies mit großen Gefahren für die Welpen verbunden. Dabei kann ein unüblich kleiner Wurf geboren werden, da einige Welpen bereits im Mutterleib absorbiert wurden. Aber es kann auch ein Wurf mit normaler Welpenanzahl zur Welt kommen.
Die Welpen werden bereits über die Gebärmutter, oder über die Geburt oder spätestens über das Lecken der Mutterhündin nach der Geburt infiziert.
Anfangs wirkt die kleine Familie noch sehr zufrieden, aber etwa eine Woche später, hören die Welpen auf Nahrung aufzunehmen, jammern und wimmern und werden immer schwächer. Der Kot kann gelblich-grün und verweichlicht sein. Die jungen Welpen haben eine stark angeschwollene Leber und Bauchschmerzen, was sich meist durch eine stark gerötete Bauchdecke äußert. Das letzte Stadium der Krankheit ist Atemnot und Störungen im Nervensystem, an denen die Welpen innerhalb von einem bis zwei Tagen unter starken Schmerzen versterben.
Verbreitung
Häufung vom Caninen Herpes Virus in Hundezuchten:
- Großbritannien: 76 bis 88 % (Truyen et.al 2005)
- Niederlande: 39,3 % (Rijsewijk 1999)
- Frankreich: 30,6 % (Guigal 2001)
- Deutschland: 30 % (Truyen,Manteufel,Wilhelm2005)
Herpes Impfung für trächtige Hündinnen
Zunächst ist zu unterscheiden, ob eine Hündin bereits mit dem Herpes Virus infiziert ist (Sero positiv) oder noch nicht infiziert ist oder es im Moment nicht nachweisbar ist (Sero negativ).
Den Nachweis kann eine Titerbestimmung über eine Blutabnahme erbringen. Das Problem bei einer Sero negativen Hündin ist allerdings, dass man nicht sicher sagen kann, dass sie sich nicht infiziert hat. Es kann auch sein, dass der Virus im Moment inaktiv in den Nervenganglien liegt und deshalb nicht nachweisbar ist.
Als Impfung wird ein Paramunitätsinducer: Zylexis® (früher Baypamun®) mit dem Wirkstoff: inaktiviertes Ovines Parapoxvirus (pockenähnlich, Lippengrind Schaf) verwendet. Das Medikament heißt Eurican Herpes 205. Diese Substanz steigert die eigene Immunabwehr und wurde an 180 Hündinnen mit 500 Geburten erprobt. Soweit sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Impfintervalle
Es sind zwei Impfungen notwendig. Die erste Impfung sollte
- Während der Läufigkeit oder 7–10 Tage nach der Deckung erfolgen.
Die zweite Impfung sollte
- Ein bis zwei Wochen vor der Geburt erfolgen,
damit eine kontinuierliche Antikörperzahl auch nach der Geburt noch gewährleistet ist.
Diverse Würfe und frisch geborene Welpen
Sero positive Hündinnen
Bei einer sero positiven Hündin hatte diese bereits Kontakt mit dem Herpes Virus und hat Antikörper gebildet. Da das Virus sich aber in die Nervenganglien zurückzieht, sind nicht immer Antikörper in ausreichender Zahl vorhanden. Diese werden erst dann wieder gebildet, wenn das Virus erneut aktiv wird.
Die Antikörper schützen auch die Welpen. Das Problem ist aber, dass man nicht genau weiß, wann der Hund sich infiziert hat oder wann der Virus wieder aktiv wurde und wie viele Antikörper bis dahin gebildet wurden: Die Antikörperbildung benötigt meist mehrere Wochen, bis eine ausreichende Anzahl Antikörper vorhanden ist.
Es ist deshalb auf jeden Fall sinnvoll Sero positive Hündinnen zu impfen, um die eigenen Antikörper zu boostern, d.h. die Antikörperanzahl zu verstärken und hochzuhalten.
Sero positive Hündinnen müssen bei jeder Trächtigkeit geimpft werden! Hat man eine positive Hündin, kann man auch davon ausgehen, dass der ganze Bestand betroffen ist. Deshalb sollte man jede Hündin, die Welpen bekommen soll, nach dem oben genannten Schema impfen.
Sero negative Hündinnen
Sero negative Hündinnen hatten vermutlich noch keinen Kontakt mit dem Virus oder das Virus befindet sich zurzeit in der Ruhephase. Diese Hunde besitzen keine oder nur sehr wenige Antikörper gegen den Virus.
Wenn sich die Hündin während der Trächtigkeit ansteckt, werden die Welpen im Mutterleib infiziert und es kommt zum Absterben der Welpen z.B. durch
- Fruchtresorption vor Tag 35 oder
- Aborte nach Tag 35.
Wenn die Mutter bereits infiziert ist und der Virus durch die Hormonumstellung wieder aktiv wird, werden die Welpen meist während der Geburt oder innerhalb von 2–3 Wochen infiziert. Es kommt dann zu
- lebensschwachen Welpen und
- Absterben ganzer Würfe.
Werden die Welpen z.B. durch andere Rudelmitglieder erst ab der 3 Woche infiziert, steigen ihre Überlebenschancen.
Sero negative Hündinnen sollten auf jeden Fall geimpft werden, wenn ein Herpesfall im Bestand oder im Bestand des Deckpartners aufgetreten ist, da eine Ansteckung während der Trächtigkeit der Hauptgrund für plötzliches und unerwartetes Welpensterben ist.
Infizierten Würfe ohne Impfung
Die jungen Hunde sterben an dem Herpes Virus, weil sie in den ersten Wochen ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig regeln können und die Welpen ”Untertemperatur” (etwa 34 °C bis 36 °C) haben: Diese Temperatur ist für den Herpes Virus optimal zur Vermehrung.
Der Züchter sollte deshalb umgehend die Temperatur des Wurflagers auf 38 °C (”Hot-Dogs”) erhöhen, da sich so das Virus nicht mehr weiter vermehren kann. Die Infektion wird durch die Temperaturerhöhung nicht verhindert, aber verlangsamt!
Mit ein bisschen Glück kann man die Hunde so bis zu einem Alter von drei Wochen am Leben erhalten. Ab einem Alter von drei Wochen können die Welpen ihre Temperatur eigenständig auf etwa 38 °C halten und ihr Immunsystem kann mit dem Virus umgehen. Die Überlebenschancen der Welpen steigen stetig an und es kommt nur noch zu Husten, Schnupfen und Niesen.
Literatur zum Thema
Leserfragen
Hallo, eine Frage zum Herpes bei einer Hündin und ihren Rüden. Die trächtige Hündin weißt Herpes auf. Kann ich den Rüden auch prophylaktisch impfen. Er lebt im gleichen Rudel. Meine Hunde hatten auch Kontakt mit der Herpes Hündin. Ich werde sie testen lassen. Können sie sich mit der Herpeshündin, obwohl sie geimpft wurde, immer wieder anstecken.
Danke für die Antwort.
Noch mal zum Verständnis: Ein Hund, der den Herpes Virus trägt, bleibt ein Leben lang infektiös bzw. gibt den Virus immer dann weiter, wenn er oder sie gestresst ist (z.B. während einer Läufigkeit oder einer Trächtigkeit), ansonsten zieht der Virus sich in die Nervenganglien zurück und ist auch nicht mit einem Herpes Titer nachweisbar.
Der Herpes Virus ist nur für frisch geborene Welpen extrem gefährlich bzw. tödlich, weil der Virus sich gerade bei Untertemperatur, was Welpen unter 3 Wochen haben, sehr gut vermehrt und die Welpen haben noch kein ausgereiftes Immunsystem. Die erwachsenen Hunde zeigen maximal leichte Erkältungssymptome.
Die Impfung gegen Herpes ist eigentlich keine herkömmliche Impfung, sondern eher eine Boosterung. Dem Hund werden Antikörper gegen das Herpes Virus verabreicht, er wird dadurch aber nicht immun gegen die Krankheit, wie es z.B. bei einer Impfung gegen Staupe der Fall wäre. Gerät der Hund nun unter Stress z.B. in einer Trächtigkeit, wird das Virus wieder aktiv. Die Impfung bekämpft mit ihren Antikörpern das Virus. Die Antikörper gehen auch auf die Welpen über, so dass diese ebenfalls geschützt sind. Die Antikörper halten sich in der Hündin nur wenige Wochen, weshalb eine 2 Boosterung kurz vor der Geburt sinnvoll ist.
Es muss also jede Hündin im Rudel, die trächtig ist geimpft werden. Für die anderen Hunde spielt die Impfung keine Rolle und ist nicht notwendig.