Unsere erste Verpaarung mit zwei Rüden
Inhalt
Da es doch recht großes Interesse an unserer Doppelverpaarung ”Seven & Mogli & Quincy” gibt, hier ein paar weitere Hintergrundinfos zur Verpaarung einer Hündin mit zwei Rüden. Wir können erst jetzt, nach den DNA-Tests, sagen, ob sich beide Väter durchsetzen konnten und welcher Welpe von welchem Vater ist. Inzwischen sind die Welpen fast abgabebereit, sodass wir nun über ihre Entwicklung berichten können.
Dieser Artikel wird von uns ergänzt, falls und wenn wir neue Erkenntnisse gewinnen sollten.
Wir haben zum Thema ”Verpaarung mit mehreren Rüden” (sog. ”Multiple-Sire-Litter”) auch einen ausführlichen Artikel veröffentlicht. Als Grundlage für diesen Bericht ist er vermutlich lesenswert 🙂
Wieso macht ihr eine Doppelverpaarung?
Zunächst einmal: Die Verpaarung mit zwei Rüden war natürlich kein Unfall, da bei uns keine Rüden im Rudel leben und wir beide Rüden und ihre Halter zu uns ”einbestellt” haben. Bei Seven haben wir den genauen Tag des Eisprungs feststellen lassen und konnten damit sicher sein, dass einer Deckung von Sevens Seite aus nichts im Weg steht.
Nach genauer Recherche und der mehrmaligen Rücksprache mit unserer Fachtierärztin haben wir uns für die Verpaarung entschieden.
Uns persönlich gefallen Mogli und Quincy beide sehr gut: Als damals die beiden Würfe, einmal der Wurf, aus dem Mogli und Quincy stammen, und einmal der Wurf, aus dem Seven stammt, fast zeitgleich bei uns aufgewachsen sind, dachten wir schon, dass sich diese beiden Würfe sicher gut ergänzen würden.
Als Züchter ist man eigentlich immer daran interessiert, neue Erkenntnisse zu gewinnen und das Zuchtvorgehen entsprechend anzupassen. Wir wollten für uns hauptsächlich erste Erfahrungen zu folgenden Fragen sammeln:
- werden tatsächlich die Eizellen der Hündin durch beide Rüden befruchtet? Oder wird nach der ersten Deckung hormonell bereits die weitere Befruchtung unterbunden?
- wie äußern sich genetische Unterschiede der Rüden in den Welpen?
- können Quincy und Mogli guten Nachwuchs zeugen?
Ein wichtiger anderer Faktor in der Zucht ist auch, ob ein Rüde überhaupt guten Nachwuchs erbringen kann. Hierfür müssen mit einer Doppelbelegung nicht zwangsweise mehrere Würfe (mit den jeweiligen Rüden) vorgenommen werden. Auch in einem (einzigen) Wurf können bereits wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. In der Zucht spielt es natürlich eine große Rolle, ob ein Rüde auch ”potent” ist und welche Merkmale er üblicherweise weitergibt.
Wieso zwei Brüder?
Die Doppelverpaarung mit den Brüdern hat natürlich nicht die maximal mögliche genetische Vielfalt zur Folge – das ginge nur bei zwei Rüden, die miteinander nur über einen längeren Abstammungsweg hinweg verwandt wären (alle Aussies laufen auf wenige Vorfahren zusammen). Völlig ohne Verwandtschaft wird ”schwierig”, um das vorsichtig auszudrücken: Es gibt gute Gründe, wieso wir als Züchter sehr genau auf einen niedrigen Inzuchtskoeffizienten achten, der den Grad der Verwandtschaft anzeigt. Trotzdem ist die genetische Vielfalt in dieser Verpaarung größer, als wenn wir nur einen Rüden verpaart hätten.
Auch dann, wenn die beiden Rüden miteinander verwandt sind (in unserem Fall Brüder), sind die Gene natürlich sehr verschieden; es sei denn, die beiden wären Zwillinge – was hier nicht der Fall ist. Das ist wie bei uns Menschen: Keiner ist seinem Geschwister gleich, aber wir haben Gemeinsamkeiten – und eben (teilweise sogar große) Unterschiede.
Aus der Sicht eines Züchters gesehen, kann eine solche Verwandtschaft durchaus auch einen anderen Vorteil haben: Zwei großartige Hunde wie Mogli und Quincy haben gemeinsame Vorfahren und auch gemeinsame Eigenschaften.
Diese setzen sich bei allen Welpen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit durch (die Mutterhündin spielt natürlich auch noch eine Rolle – und zwar 50 % bei individuellen Genen, siehe auch Vererbungslehre) – aber ihre individuellen (d.h. voneinander unterschiedlichen) Eigenschaften setzen sich eben nur bei verschiedenen Welpen durch. Das ist doch großartig!
Was habt ihr bisher feststellen können?
Zum einen haben wir gesehen, dass die Befruchtung von beiden Rüden offenbar möglich ist und sich keiner von beiden aktiv durchsetzt. Leider ist die Wurfgröße mit drei Welpen nicht so aussagefähig, wie wir uns das gewünscht haben – aber selbst bei den drei Welpen haben wir schon klare Erkenntnisse gewonnen:
- Quincy setzt sich offenbar (d.h. ”sieht momentan so aus”) mit seinem ruhigeren Temperament und einem etwas breiteren Körperbau durch
- Moglis etwas höheres Temperament ist in seinem Welpen offenkundig sehr präsent und der Körperbau ist etwas sportlicher
- der Rüde, der zuerst gedeckt hat (Mogli), setzt sich vermutlich stärker durch als die nachfolgenden (darauf hat die Tierärztin auch bereits im Vorfeld hingewiesen); bei drei Welpen ist diese Erkenntnis aber noch etwas unsicher
- beide Rüden sind offensichtlich dazu in der Lage, Welpen zu zeugen
- bei der ersten Deckung haben wir die Rüden am selben Tag decken lassen, bei der zweiten Deckung lag ein Tag dazwischen; trotzdem haben die Spermien beider Rüden Eizellen befruchten können
- Mogli und Quincy haben, beide trotz bisher fehlender Deckerfahrung, gut verstanden, was ihr Job ist; Mogli war etwas triebiger als Quincy
- hinreichend bekannt ist, dass Mogli keine vollständig pigmentierte Nase hat; er hat dieses Merkmal offenkundig nicht vererbt, seine beiden Welpen haben bisher standardkonform ausreichend pigmentierte Nasen
- Mogli war als Welpe bereits recht aktiv und hat diese Eigenschaft an seine Welpen weitergegeben
- Quincy war als Welpe eher ruhig – und hat ebenfalls diese Eigenschaft an seinen Welpen weitergegeben
- beide Erkenntnisse zum aktuellen Aktivitätsgrad der Welpen müssen natürlich mit Vorsicht betrachtet werden, auch die Mutter spielt eine wichtige Rolle 🙂
- Seven hat die mehrfache Belegung ohne Probleme mitgemacht
- der ”Papierkram” mit dem ASCA war kein Problem, da der ASCA passende Formulare vorrätig hat
Die drei Welpen im Alter von etwa 6 Wochen
Der ganze Wurf präsentiert sich insgesamt sehr ausgeglichen, menschenbezogen, neugierig, intelligent und ruhig. Während der Aufzucht mussten wir keine großartigen Wiederholungen des Autofahrens usw. vorsehen, da die Welpen die neuen Eindrücke auch beim ersten Mal bereits völlig gelassen hingenommen haben. Alle drei sind großartige Aussies geworden. Auch Sevens genetischer Einfluss ist in diesem beobachteten Verhalten offenbar sehr präsent.
- Benji (von Quincy) ist vom Körperbau her breiter und knochenstärker und er wird vermutlich auch felliger werden. Sein Kopf ist runder, als der seiner Geschwister. Er sieht zurzeit mehr aus wie Sevens Geschwister als Welpe.
- Kobala (von Mogli) ist praktisch eine Kopie von Mogli – die beiden sehen sich unglaublich ähnlich. Er müsste eigentlich ”Mogli jun.” heißen 🙂
- Leo (von Mogli) hingegen hat mehr Sevens Optik geerbt, vom Körperbau her aber ist er eher etwas schmaler gebaut.
Wir werden natürlich, wie wir das immer tun, mit den Welpenhaltern einen intensiven Kontakt pflegen, um auch die Entwicklung nach Abgabe der Welpen genau zu beobachten.
Insgesamt erleben wir also sowohl optisch als auch charakterlich zeitgleich zwei verschiedene Würfe, die von den Stammbäumen zwar identisch aber trotzdem völlig verschieden sind. Das Interessante an dem Wurf ist jetzt, dass die Welpen alle die Eigenschaften haben, die bei allen Eltern identisch sind, sich aber ebenfalls die individuellen Eigenschaften und Charakterzüge der Väter durchgesetzt haben.
So sehen die drei Jungs jetzt als erwachsene Hunde aus
Gibt es auch Dinge, die nicht so gut gelaufen sind?
Leider ist Sevens Wurf mit drei Welpen recht klein gewesen. Wir wissen nicht, wieso das so war. Das kommt auch bei ”normalen” Würfen gelegentlich vor – aber wir wissen nicht, ob die Doppelverpaarung vielleicht mit Einfluss hatte (bspw. höheres Stressniveau der Hündin?). Vermutungen können wir darüber nicht seriös anstellen, auch die Rücksprache mit Experten hat uns hier keinerlei Indizien geliefert. Inzwischen nach weiteren Würfen mit Seven wissen wir, dass Seven leider immer nur drei Welpen zur Welt bringt. Also hatte die Doppelbelegung keinen Einfluss auf die Wurfgröße.
Der Deckvorgang als solcher war sehr aufwendig, da Termine mit allen Beteiligten passend zur Deckbereitschaft der Hündin koordiniert werden mussten. Auch das Warten auf die Ergebnisse der DNA-Untersuchungen erfordert ein hohes Maß an Geduld.
Ansonsten ist bisher nichts aufgetreten, was wir als schlechte Erfahrung werten würden. Ganz im Gegenteil.
Würdet ihr eine solche Verpaarung wiederholen?
Dazu ein klares: Ja, wenn es sinnvoll erscheint.
Natürlich entstehen uns mit solchen Verpaarungen erheblich höhere Kosten als bei einer Verpaarung mit nur einem Rüden (zweifache Decktaxe, DNA-Tests) und der höhere Arbeitsaufwand bei der Deckung und für die Tests inkl. dem Papierkram ist nicht zu unterschätzen. Aber wir denken, dass die züchterischen Erkenntnisse diese Nachteile überwiegen.
Inzwischen haben wir Erfahrung mit drei Würfen, in denen ich die Hündin mit mehreren Rüden verpaart habe. Die Besamung mit einer Portion Gefriersperma und dann mit einem Rüden natürlich nachzudecken, wie ich es bei Lulus Wurf probiert habe, ist nicht zu empfehlen. Leider konnte das Gefriersperma keine Eizellen befruchten, sodass alle Welpen in diesem Wurf von Brego gezeugt wurden.
Bei Maxis Wurf wurden übrigens 7 Welpen geboren, 5 von Sammy und 2 von Filou. Anhand der Fellfarben konnte ich direkt bei Geburt schon sehen, welche Welpen von welchem Vater stammen, weil Filou kein Rot trägt und somit sind alle Black Tri und Blue Merles von ihm.
Ich bin Züchter, könnt ihr mir weitere Informationen zukommen lassen?
Ja, sogar sehr gerne. Wir arbeiten gerne mit dir zusammen und lassen dich an unseren positiven und negativen Erfahrungen teilhaben.
Das gilt für auch für andere Interessierte: Schreibt uns einfach an und wir sprechen darüber!