Integration eines zweiten Hundes
”Darf es noch einer mehr sein?”
Wie heißt es immer so schön? Ein Aussie bleibt selten allein und so entsteht bei vielen Aussieliebhabern der Wunsch nach einem zweiten Australian Shepherd, nach einem Spielkameraden für ihren bisherigen Aussie.
Nachfolgend einige Infos und Tipps, die ihr bei der Anschaffung eines zweiten Hundes und auch jeden weiteren Aussies beachten solltet – die sogenannte ”Vergesellschaftung”.
Geschlecht
Bitte, bitte bleibt bei dem Geschlecht, was ihr bereits Zuhause neben euch sitzen habt. Wenn ihr eine Hündin habt, dann nehmt auch als Zweithund wieder eine Hündin. Wenn es ein Rüde ist, dann nehmt einen zweiten Rüden. Wir sind wohl das beste Beispiel, dass mehrere Hündinnen ganz harmonisch in einem Rudel zusammen leben können und genauso funktioniert das auch bei Rüden. Mirko hat früher schon mal drei intakte Rüden gehalten (Zwei Aussies und einen Husky).
Bitte macht nicht den Fehler und sucht für eure Hündin einen Mann und für euren Rüden eine Frau oder so. Über kurz oder lang müsst ihr nämlich einen der beiden kastrieren (und warum das eine ganz doofe Idee ist, lest ihr bitte im Info Artikel) oder in den Läufigkeiten die Hunde für drei Wochen trennen und mit trennen meine ich wirklich zwei Hochsicherheitstrakte zu haben! Hunde sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht ihren Trieb auszuleben und das werden sie euch auch lautstark mitteilen.
Ich habe mal einen Rüden zum Decken für ein paar Tage hier gehabt und ich weiß, wovon ich rede, deshalb rate ich euch davon dringend ab.
Alter des Ersthundes
Bitte legt euch erst einen zweiten Hund zu, wenn der erste mindestens ein Jahr alt ist. Besser ist ein Abstand von zwei Jahren, wenn der erste Hund wirklich gut erzogen ist. Ein gut erzogener (und auch ein nicht gut erzogener) Ersthund färbt nämlich auf den Zweithund ab, sodass die guten Eigenschaften des ersten Hundes automatisch auf den zweiten übergehen. Verursacht der erste Aussie schon nur Chaos, dann wird sich dies mit dem zweiten Hund verdoppeln.
Bitte schafft euch auf keinen Fall gleichzeitig zwei Welpen oder Junghunde an. Auch hier habe ich als Profi schon meine Erfahrungen gesammelt und ich muss euch sagen, zwei Welpen / Junghunde sind sehr anstrengend und nervenaufreibend. Vor allem pushen sich die beiden immer wieder gegenseitig hoch! Zwei Jungspunde verursachen einfach viel zu viel Dynamik gerade auch in einem Rudel und sind nur schwer unter Kontrolle zu behalten.
Zwei Aussies unter sich
Einzug des neuen Welpen
Noch eine wichtige Info: Bevor ihr euch für einen zweiten Hund entscheidet, solltet ihr euch sicher sein, dass der erste Hund einen zweiten Hund duldet. Normalerweise sind Hunde soziale Tiere und freuen sich über einen Kumpel im Zuhause, aber es gibt auch Hunde, die z.B. sehr territorial sind oder meinen sie wären der Chef zu Hause und diese Hunde sind dann nicht erfreut, wenn sie plötzlich einen Nebenbuhler vor den Thron gesetzt bekommen. Hier empfehle ich dringend einen geeigneten Trainer, da diese Verhaltensweisen sehr oft Erziehungsfehler sind!
Jetzt ist es endlich so weit, und der neue süße kleine Welpe darf endlich in das neue Zuhause umziehen. Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, wie ihr eurem bestehenden Hund den Nachwuchs vorstellen könnt (nicht, dass er nicht eh durch das Beschnüffeln eurer Kleidung weiß, wo der Hase lang läuft, wenn ihr vom Züchter nach Hause kommt…).
Garten
Wir persönlich integrieren einen neuen Hund immer bei uns im Garten. Zunächst darf der neue Hund sich im Garten umschauen. Danach lasse ich den jeweils ranghöchsten Hund dazu und lasse die Hunde sich beschnüffeln. Wenn sich die erste Aufregung gelegt hat und die Hunde anderen ”Beschäftigungen” nachgehen, dann folgt der nächste Hund, solange bis der neue Hund alle Hunde des Rudels kennengelernt hat.
Wenn ihr nun euren Welpen integriert, dann würde ich den bestehenden Hund noch an der Leine sichern, so habt ihr ihn besser unter Kontrolle und verhindert, dass der Hund zu stürmisch auf den Welpen losstürmt. Falls sich beide ruhig und besonnen verhalten, könnt ihr den Älteren auch ableinen. In vielen Fällen wird ein Spiel entstehen und die Hunde lernen sich kennen.
Gemeinsamer Spaziergang
Eine weitere Möglichkeit besteht darin sich unterwegs ”rein zufällig” zu treffen. Der bestehende Hund nimmt den Welpen so erst mal als zufälligen Spielpartner wahr und der gemeinsame Spaziergang nach Hause fördert den Rudelzusammenhalt.
Problem bei dieser Methode ist nur, dass die Hunde ungesichert (d.h. ohne Zaun drum rum) spielen und toben und der Welpe zu Beginn meist noch nicht sehr lange spazieren gehen kann oder sich noch komplett gegen die Leine sträubt. Außerdem hat der Welpe noch keine Beziehung zu dir und fühlt sich in dieser Situation womöglich komplett allein gelassen, daher kann eine solche Situation auch zu einem traumatischen Erlebnis für den Welpen führen.
Hundebox
Wie du ja sicherlich weißt, braucht ein Welpe noch sehr viele Ruhezeiten und sollte deshalb auch an eine Box gewöhnt werden. Mit einem Zweithund gestaltet sich die Situation schwieriger, da der ältere Hund sich meistens vor die Box des jaulenden Welpen setzt und damit natürlich den Frust des Welpen noch steigert. Ich würde euch deshalb empfehlen den älteren Hund immer wieder von der Welpenbox wegzurufen oder ihn kurzerhand auch in eine Box zu verfrachten. Am besten stellt ihr die Boxen so auf, dass die Hunde sich sehen können, weil der Welpe das Verhalten des älteren Hundes kopiert. Wenn der ältere Hund also ganz entspannt in der Box liegt, wird sich der Welpe daran orientieren und schneller zur Ruhe kommen.
Ihr solltet euren Welpen immer nur kurz aus der Box lassen, da die beiden Hunde meiner Erfahrung nach meist sofort anfangen zu toben und zu spielen und die Welpen dann leicht überdrehen und in eine Stressspirale rutschen, daher ist es umso wichtiger genau zu beobachten, wann der Hund Stresssymptome zeigt und wann er dringend wieder Ruhezeiten benötigt. Alternativ könnt ihr auch den älteren Hund separieren, am besten auch in eine Box in eurer Nähe und euch dann auch nur einmal mit dem Welpen beschäftigen, damit er euch als Bezugsperson auch ernst nimmt.
Fütterung
Wir füttern unsere Hunde alle mehr oder weniger gleichzeitig, und zwar darf bei uns zuerst der ranghöchste Hund fressen und bekommt zuerst seinen Napf. Genauso würde ich auch bei euch verfahren. Stellt zuerst den Napf für den älteren Hund hin und erlaubt ihm zu fressen. Haltet dabei den Welpen davon ab, an das Futter des älteren Hundes zu gehen. Im besten Fall duldet der ältere Hund das Verhalten des jungen Hundes und überlässt ihm das Futter oder er verteidigt sein Futter und es kann zu Bissunfällen beim Welpen kommen. Deshalb vielleicht eine zweite Person dazu holen, die den Welpen so lange festhält und im Sitz oder Platz hält. Danach stellt ihr dem Welpen sein Futter vor die Nase und erlaubt ihm zu fressen. Bleibt bitte so lange neben den Hunden stehen, bis beide aufgefressen haben. Der ältere Hund hat nichts am Napf des Welpen zu suchen und umgekehrt auch nicht. Nach dem Fressen das Lösen draußen nicht vergessen und danach erst mal wieder ein Verdauungsschläfchen in der Box einrichten, da die Gefahr einer Magendrehung, die meist tödlich endet, zu hoch ist, wenn die Hunde direkt mit einem Spiel beginnen.
Grundsätzlich verteilen wir Leckerlis oder Kauknochen z.B. auch in der Reihenfolge, dass der ranghöchste (meist auch älteste Hund) zuerst gefüttert wird.
Aufmerksamkeit
Viele Familien machen den Fehler, dass dem Welpen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und der alte Hund sich vernachlässigt fühlt. So kommt es oft zu eifersüchtigem Verhalten des ersten Hundes, deshalb bitte versuchen beide Hunde möglichst gleichzubehandeln und vor allem den älteren Hund nicht plötzlich zu ignorieren.
In unserem Rudel ist es z.B. so, dass die älteren Hunde andere Privilegien haben, als die jungen Hunde. Das Recht aufs Sofa zu dürfen z.B. müssen sich die jungen Hunde erst hart erarbeiten. Bevor der Hund nicht mindestens ein Jahr alt ist, hat ein Junghund z.B. bei uns nichts auf dem Sofa verloren. Eigentlich eine komische Regel, aber wir möchten einfach verhindern, dass die vielen Annehmlichkeiten dem jungen Hund zu Kopf steigen und er deshalb glaubt er wäre der Chef bei uns zu Hause 😉
Einzeltraining mit beiden Hunden empfinde ich auch als sehr wichtig, damit der ältere Hund deine ungeteilte Aufmerksamkeit hat und der junge Hund auch ohne den Rückhalt des restlichen Rudels lernt Situationen allein zu bewältigen.
Fazit
Gerade die ersten Monate sind mit einem Welpen und einem erwachsenen Hund sehr anstrengend und du musst ständig darauf achten, dass der kleine Welpe nicht überfordert wird, genauer gesagt sich überfordert. Welpen, die mit erwachsenen Hunden aufwachsen, werden auch ein viel heftigeres und erwachseneres Spiel zeigen, als andere Welpen, sodass es in der Hundeschule manchmal sinnvoll ist, den Welpen schon in eine andere Gruppe mit älteren Hunden zu setzen.
Trotz der anfänglichen Probleme, finde ich, gibt es aber nichts Schöneres, als zwei Hunden beim Leben zuzuschauen. Es ist einfach unheimlich schön zu sehen, wie die zwei miteinander interagieren, spielen, sich gegenseitig pflegen und unterstützen und gemeinsam auf Entdeckungstour gehen. Als wir damals Maisy bekommen haben, ist Josie richtig aufgeblüht und hat sich sichtlich über ihre neue Freundin gefreut und ihr die Welt gezeigt.
Ich kann euch also nur empfehlen, wer die Zeit und den Platz hat, der wird an zwei Hunden sicherlich viel Freude haben!