Auswirkung der Fellfarbe des Hundes auf das Verhalten

Australian Shepherd Züchter aus Krefeld (NRW)

Auswirkungen der Fellfarbe auf das Verhalten des Hundes

Disposition – kein Schicksal

Zwi­schen der Fell­far­be ei­nes Hun­des und sei­nes Ver­hal­tens gibt es Zusammenhänge.

Eine Fell­far­be ist zwar nur eine Dis­po­si­ti­on und kein un­ver­rück­ba­res Schick­sal, aber trotz­dem fan­den wir die­se Er­kennt­nis sehr in­ter­es­sant und möch­ten euch da­von berichten.

Viel­leicht möch­te ja der ein oder an­de­re noch ein­mal über sei­ne Wunsch­fell­far­be nachdenken 🙂

Das Pig­ment, das für die Farb­ge­bung ver­ant­wort­lich ist, kann in zwei ver­schie­de­nen che­mi­schen Va­ri­an­ten vor­lie­gen: dem Eu­me­la­nin und dem Phäomelanin.

Die glei­chen Gen­ab­schnit­te, auf de­nen die Fell­far­ben ko­diert wer­den, ha­ben auch Aus­wir­kun­gen auf den Hor­mon­haus­halt ei­nes Hun­des, so­dass un­ter­schied­li­ches Ver­hal­ten und un­ter­schied­li­che Cha­rak­te­re auftreten.

Schwarze Hunde

Das Eu­me­la­nin ist für das Auf­tre­ten von schwar­zen, dun­kel­brau­nen Hun­den ver­ant­wort­lich. Hun­de, die Eu­me­la­nin bil­den, sind mit ei­nem be­son­ders aus­ge­präg­ten Me­la­no­cor­t­in­re­zep­tor aus­ge­stat­tet. Die­ser Re­zep­tor ist eine wich­ti­ge Bin­dungs­stel­le für ver­schie­de­ne Hor­mo­ne. Die­se Hun­de sind be­son­ders für Nor­ad­re­na­lin und sei­ne che­mi­sche Ver­wandt­schaft an­sprech­bar. Da­durch ent­ste­hen Hun­de, die selbst­si­cher auf­tre­ten, in Ge­fah­ren­si­tua­tio­nen ak­tiv han­deln (so­ge­nann­te A‑Typen), aber auch eine er­höh­te Be­reit­schaft zur of­fen­si­ven Ver­tei­di­gung mit­brin­gen und eine er­höh­te Grund­ak­ti­vi­tät des Se­xu­al­hor­mon­sys­tems zeigen.

Die­se Hun­de sind im Ver­hal­ten oft zah­me­re und im Um­gang mit Men­schen et­was selbst­si­che­rer Tie­re. Bei Füch­sen hat sich ge­zeigt, dass die dunk­le­ren Ver­tre­ter eine sehr viel ge­rin­ge­re Flucht­di­stanz zum Men­schen zeig­ten. Auch bei Tim­ber­wöl­fen in Nord­ame­ri­ka zeig­ten sich die­se Verhaltensbeobachtungen.

Ver­schie­de Aus­sies in der Fell­far­be Black Tri

Rote / braune / beige Hunde

Phäo­me­la­nin ist für das Auf­tre­ten von röt­lich bis blon­den Hun­den zu­stän­dig. Hun­de mit röt­li­cher, brau­ner Fell­fär­bung sind mit ei­nem be­son­ders emp­find­li­chen Cor­ti­sol­sys­tem aus­ge­stat­tet. Nicht nur Hun­de auch an­de­re Tie­re mit die­ser Fell­far­be gel­ten als be­son­ders ner­vös, Stress-an­fäl­lig und sind oft­mals sehr schnell be­reit De­fen­siv­ag­gres­si­on zu zeigen.

Au­ßer­dem be­ein­flusst das Phäo­me­la­nin ein im Im­mun­sys­tem sehr wich­ti­ges Ei­weiß, das Beta-De­fen­siv, das mit der Be­kämp­fung von Vi­ren & an­de­ren Krank­heits­er­re­gern zu tun hat. In Stu­di­en mit La­bra­do­ren & Dog­gen konn­te ge­zeigt wer­den, dass die gel­ben ge­nau­er ge­sagt blon­den Hun­de ein we­ni­ger leis­tungs­fä­hi­ges ß‑Defensivsystem auf­wie­sen als ihre grau­en Ver­tre­ter und die­se wie­der­um ein we­ni­ger leis­tungs­fä­hi­ges als die schwar­zen Hunde.

Ver­schie­de Aus­sies in der Fell­far­be Red Tri

Merle Hunde / Aguti Gen

Auch das Agu­t­i­gen, bei Hun­den meist als Mer­le Gen be­zeich­net, hat ei­nen Zu­sam­men­hang mit dem Cor­ti­sol­stoff­wech­sel. Die Er­fah­rung von Un­ter­su­chun­gen und Ver­hal­tens­the­ra­peu­ten hat ge­zeigt, dass be­son­ders rot-mer­le­far­be­ne Hun­de oft­mals be­son­ders an­fäl­lig für Ner­vo­si­tät, Stress, bis­wei­len so­gar Pa­nik­at­ta­cken sind. Die­se Be­ob­ach­tung hat also auch ei­nen ge­ne­ti­schen Hintergrund.

Ver­schie­de Aus­sies in der Fell­far­be Blue Mer­le und Red Merle

Was bedeutet das jetzt?

Wich­tig: Dies be­deu­tet aber nicht, dass alle blon­den La­bra­do­re oder gel­ben Dog­gen krank sein müs­sen. Ge­nau­so we­nig wie schwar­ze Hun­de alle selbst­si­che­re Hun­de sind. Es han­delt sich hier­bei le­dig­lich um eine Dis­po­si­ti­on (d.h. Vor­her­be­stim­mung oder Nei­gung), die wir Züch­ter in un­se­rer Wel­pen­auf­zucht be­ach­ten sollten.

Wir möch­ten hier­mit auch nie­man­den da­von ab­hal­ten, sich ei­nen Hund mit ei­ner be­stimm­ten Fell­far­be an­zu­schaf­fen, aber dir soll­te klar sein, dass auf­grund die­ser ge­ne­ti­schen Zu­sam­men­hän­ge eine ganz be­son­ders zu­ver­läs­si­ge Er­zie­hung und So­zia­li­sie­rung statt­fin­den muss, für die wir be­reits den Grund­stein legen.

Die­se in­ter­es­san­ten ge­ne­ti­schen Zu­sam­men­hän­ge er­klä­ren ver­mut­lich, war­um wir Aus­sie­lieb­ha­ber sa­gen, dass die Red­heads (Rot­köp­fe) ir­gend­wie selt­sam sind 🙂 Ei­ner­seits fin­den wir die­se Er­kennt­nis­se ganz gut, weil so of­fen­bar die schwar­zen Hun­de die ”ge­sün­des­ten” sind und so viel­leicht wie­der ”in” wer­den und von ih­rem schlech­ten Image ”des bö­sen Hun­des” weg­kom­men, an­de­rer­seits er­klärt die­se Dis­po­si­ti­on viel­leicht auch war­um oft­mals schwar­ze Hun­de in Bei­ße­rei­en ver­wi­ckelt sind.

Leserfragen

In dem Zu­sam­men­hang in­ter­es­siert mich die Dis­po­si­ti­on ei­nes Blue Mer­le. Mei­ner ist sehr ru­hig und selbstsicher…gut zu händeln..war er von An­fang an. Gilt dies nur für She­perds oder auch an­de­re Ras­sen? Un­ser Spitz ist schwarz und sehr hektisch…

Die­ser ge­ne­ti­sche Zu­sam­men­hang gilt nicht nur für Aus­tra­li­an She­p­herds son­dern auch für alle an­de­ren Hunde(rassen). Nä­he­res dazu kannst du in dem oben ver­link­ten Buch von Herrn Ganßlo­ßer nach­le­sen. Die Fell­far­be bzw. das ge­ne­tisch vor­her­be­stimm­te Ver­hal­ten auf Grund der Fell­far­be ist auch nur eine Dis­po­si­ti­on, kann aber durch Er­zie­hung und Um­welt­ein­flüs­se be­ein­flusst werden.


INTERESSIERT DICH VIELLEICHT AUCH

Filter by
Post Page
Infos Erziehung Krankheiten Rasse
Sort by